Mit dieser tollen Geschichte hat mein Enkelkind Johanna (12 Jahre)bei AKUT 22 gewonnen!!!
Ich bin sehr stolz auf sie!!!
Rot-Löckchen
Es war einmal eine Prinzessin, die Cecilia hieß. Cecilia wohnte mit ihrer Familie in einem großen Schloss vor den sieben Bergen.
Eines Tages, an ihrem 16. Geburtstag, nahm ihre Mutter sie beiseite und ging in eine kleine Kammer mit ihr, die sie davor noch nie gesehen hatte. Ihre Mutter, eine große Frau mit langem blondem Haar, hatte ihre 7. Tochter noch nie wirklich geliebt, da sie die kleinste und letzte Tochter im Königshause war. Oft redete die Mutter über das Aussehen ihrer jüngsten Tochter, da diese schulterlange, lockige, rote Haare hatte, was im Königshause überhaupt nicht gerne gesehen wurde. An diesem Tage, an dem die Königin ihre Tochter beiseite nahm, sagte sie zu ihr, sie solle sich auf den Weg machen um nach einem Mittel zu suchen, welches ihre roten, lockigen Haare blond und glatt machen solle. Als sie einige Zeit später in dem kleinen Zimmer saß und aus dem vereisten Fenster blickte, beschloss die Prinzessin aufzubrechen und nach einem Weg zu suchen, den Wünschen ihrer Mutter zu folgen. Das junge Mädchen schritt, geleitet von einem zierlichen Zimmermädchen, die Treppen in die gute Stube der Mutter. Cecilia trat ein und stockte auf der Türschwelle. Eine Tasche war für die Prinzessin gepackt worden und auf dem Hof stand die Kutsche bereit. Dienstboten verluden die Koffer und das Mädchen wurde in die Kutsche geleitet. Der Weg, den der Kutscher nahm, ging in Richtung der sieben Berge. Schnell näherte sich das Gefährt den weiten Bergen und ein süßer Duft stieg in des Mädchens Nase. Der Weg führte in einen hübschen Wald. Zwischen dem Gestrüpp sah man immer mal wieder Tierchen hin und her hüpfen und die Vögel zwitscherten laut. Die Kutsche fuhr bis zu einem winzigen Haus mitten im Wald. Cecilia stieg aus und schaute sich staunend um. Im Garten des Häuschens standen wunderschöne Blumen und ein großer, alter Apfelbaum. Die Prinzessin klopfte an der kleinen hölzernen Tür. Da öffnete ein kleiner Mann. „Seid gegrüßt junges Fräulein. Was kann ich für Sie tun?“, fragte der Zwerg mit piepsiger Stimme. „Sehr erfreut, mein Name ist Cecilia von Vor den Bergen.“, stellte sich Cecilia vor. „Ich suche nach einer Lösung um mein eigenes Aussehen in die Vorstellung meiner Mutter um zusetzten.“ Der Zwerg schaute die Prinzessin komisch an. „Es gibt viele Möglichkeiten Ms. Cecilia.“ ,,Das weiß ich, doch es entsprach nie den Wünschen meiner Mutter.“, erklärte sie dem Zwerg. Das kleine Wesen starrte sie an und lief in das kleine Häuschen hinein. Das junge Mädchen guckte dem Zwerg verwundert hinter her. Nach ein paar Minuten kamen zwei Zwerge heraus und geleiteten das Mädchen in den Garten. Fünf fast gleich aussehende Zwerge saßen um einen runden Tisch herum. Diese hatten eine verhältnismäßig große Kiste vor sich auf dem kleinen Tisch stehen. Cecilia setzte sich in einen der winzigen Stühle und hörte den Zwerg an, der ihr die Tür geöffnet hatte. „Das Mädchen, es ist gekommen!“, schrie auf einmal ein Zwerg in die Runde. Plötzlich war es ruhig, man hörte nur noch das Zwitschern der blauen Vögel. „Der Zeitpunkt ist gekommen“, sprach der Zwerg weiter, ,,Wir müssen die Kiste öffnen!“ Ein Raunen ging durch die Gruppe. Dann öffnete der Zwerg die Kiste. Ein grelles Licht kam heraus. Die Prinzessin schrie vor Schreck auf. Dann ging alles sehr schnell. Der Zwerg holte ein kleines, alt aussehendes Blatt Papier aus der Kiste und hielt es in die Luft. Die Zwerge hielten sich die Augen zu oder standen auf und schauten weg. Der Zwerg überreichte Cecilia feierlich das Papier und schaute ihr tief in die Augen. „Gebrauche es wertvoll!“ , flüsterte er in seiner ruhigen Stimme. Das Mädchen schaute verwirrt. Dann verschwanden die Zwerge in ihrer kleinen Hütte und die Prinzessin stand alleine in dem hübschen Garten. Sie schaute auf das Blatt. Nicht das Papier leuchtete so grell, es waren die Buchstaben, die in allen Regenbogenfarben leuchteten. Auf dem Zettel stand:
Magisches-Rosen-Wasser
Ein Wunsch soll für Sie erfüllt werden. Suchen sie sich alle drei Sachen zusammen und machen Sie sich ein Rosenblatt-Wasser, dort wo ihr letzter Weg sie hinführt.
Zutaten: 1 goldenes Haar, 3 Rosenblätter und 3 Tropfen magisches Wasser.
Mischen Sie alle Zutaten in einem großen Topf zusammen und sagen sie die drei Namen der vorherigen Besitzer der drei Zutaten auf. Denken Sie an Ihren innersten Herzenswunsch und warten Sie die Wirkung ab.
Cecilia lief vor das winzige Haus. Die Kutsche war weg, doch ein goldenes Licht leuchtete dem jungen Mädchen den Weg. Nach einigen Stunden war ein kleines Dorf in Sicht. Cecilias Licht blieb bei einem kleinen Haus stehen und erlosch. Die Prinzessin klopfte an der Tür des Hauses und eine ältere Dame öffnete ihr die Tür. Ihre Haut war schrumpelig und ihre Kleidung dreckig, doch ihr Haar glänzte in einem starken Gold. Zuerst wusste Cecilia nicht was sie machen sollte. Sie folgte der Dame in die gute Stube und nahm eine Tasse Tee entgegen. „Was verschlägt Sie zu mir?“, fragte die Frau mit heiserer Stimme. „Ich suche Zutaten für ein magisches Rezept. Ich benötig ein goldenes Haar.“, zählte das junge Mädchen auf. Bei dem Wort „ein goldenes Haar“ zuckte die Dame zusammen. Sie ging in die Küche und kam mit einem Stoffbeutel heraus. „Mein Name ist Rapunzel, verwende es weise!“, flüsterte sie, dann war sie verschwunden. Schnell lief die Prinzessin aus dem Haus, denn das goldene Licht flog schwirrend im Kreis und wurde rot. Danach raste es davon, Cecilia lief hinterher, bis sie bei einem mächtigen Schloss stehen blieb. Sie schaute sich staunend um und schritt auf das Schloss zu. Am Eingang des Schlosses blieb das junge Mädchen stehen. Was sollte sie nun tun? Da wuchs eine grüne Dornenranke um das Schloss und weinrote Rosenblüten begannen zu wachsen. Eines der Blätter schwebte vom Himmel. Cecilia fing es auf und da flüsterte eine sanfte Stimme, „Ich heiße Dornröschen! Verwende es weise.“ Ein Schauder lief über den Rücken der Prinzessin und sie machte sich schleunigst auf zum Gehen.
Das Licht wartete am Ende der Treppen auf sie. Abermals begann es zu wimmern und zu flirren und es färbte sich Meer blau. Langsamer als zuvor und trotzdem noch zu schnell um nicht laufen zu müssen, schwebte das Licht in den Wald. Tiefer und tiefer. Bis Cecilia vor einem weiten dunkelblauen Ozean stand. Da erhob sich ein dünner Strahl tiefblauen Wassers und über dem Kopf der Prinzessin begann es zu regnen. Schnell wie der Blitz reagierte sie und fing 3 Tropfen des Wassers in einem kleinen Glasgefäß auf. Eine helle, schrille Stimme erklang: ,,Mein Name ist Arielle! Verwende es weise.“ Ein dumpfer Schlag störte die Stille. Das Mädchen fuhr erschrocken herum. Ein weißer Schimmel stand vor Ihr. Er wieherte und machte die Anstalt einer Verbeugung. Cecilia setzte sich auf dem starken Rücken des Pferdes und hielt sich in der Mähne des Hengstes fest. Nach kurzer Zeit waren die zwei an einer hellen Lichtung angelangt. Ein großer schwarzer Topf hing über einem kleinen Feuer. Die Prinzessin kniete vor dem Kessel nieder und gab alle Zutaten in den großen Topf, indem das Wasser zu brodeln begann. Cecilia sagte langsam und dumpf die Namen die sie im Laufe des Tages aufgeschnappt hatte. Ein Quietschen ertönte und ein Strahl in der dunkelsten Farbe das Cecilia jemals gesehen hatte, traf sie Mitten im Gesicht. Langsam schlossen sich die Augen des Mädchens. Ein Sturm aus wirren Gedanken tobte im Kopf der unschuldigen Prinzessin. Als sie die Augen wieder öffnete, stand über ihr ein junger Mann. Seine Gesichtszüge konnten nur die eines Prinzen sein. ,,Mein Prinz!“, murmelte Cecilia. Dabei fiel ihr eine rote Locke ins Gesicht und nun wusste Cecilia, dass der Spruch gewirkt hatte. Denn die Prinzessin hatte sich nichts mehr gewünscht, als nicht mehr alleine zu sein. Und so lebten der Prinz und die Prinzessin für alle Ewigkeiten an diesem Orte weiter. Und wenn sie nicht gestorben sind dann leben sie noch heute.
Johanna Sofia Aufreiter (12 Jahre)
Mit diesem Märchen habe ich bei AKUT 22 einen Anerkennungspreis gewonnen:
Ja, es war einmal…….
Dornröschen und ihr Prinz hielten Hochzeit. Es war ein wunderschönes Fest. Alle freuten sich mit dem jungen Paar und wünschten ihnen alles Liebe.
Die Feen legten ihnen ihre Gaben zu Füssen und umarmten das Brautpaar.
„Lang sollen sie leben“, sprach die 1. Fee. „Glück und Segen jeden Tag“, versprach die 2. Fee.
„Ewige Liebe“, wünschte die 3. Fee. „Zusammenhalt bis in alle Ewigkeit“, erbat die 4. Fee.
„Eine Stube voller Kinder“, begehrte die 5. Fee. „Gesundheit für das Paar“, beschwor die 6. Fee.
„Ein Leben ohne Streit“, erflehte die 7. Fee.
„Bist du verrückt“, mischte sich die 8. Fee ein. „So etwas würde ich ihnen niemals wünschen. Ausgiebige Diskussionen, das wünsche ich ihnen.“ „Warum nicht ein Leben ohne Streit?“, wollte die 7. Fee wissen. „So ein fades Leben kannst du nicht einmal einem König wünschen. Unterschiede sind doch die Würze des Lebens.“, behauptete die 8. Fee.
Dornröschen und der Prinz sahen sich in die Augen. Dornröschen sprach feierlich: „Wir beide werden uns niemals streiten, das verspreche ich meinem Prinzen. Ich werde dich immer lieben.“ „Und ich werde dir jeden Wunsch von deinen Augen ablesen“, sprach der Prinz bewegt. „Du bist für mich die schönste Frau auf Erden. Mit dir werde ich dieses Land in Frieden leiten und führen. Mit dir werde ich das Leben haben, dass ich mir immer gewünscht habe, ein märchenhaftes.“ Dornröschen wurde ein wenig rot und drückte ihrem Prinzen einen saftigen Kuss auf den Mund und alle anwesenden Hochzeitsgäste spendeten einen nicht enden wollenden Beifall.
Ein Jahr später:
„Herzlichen Glückwunsch zum Hochzeitstag“, strahlte der Prinz seiner Prinzessin entgegen, ein Geschenk in der Hand. Er wollte sie umarmen, aber Dornröschen stellte die Stacheln auf. „Komm mir nicht zu nahe, du untreue Seele. Mir sind Gerüchte zu Ohren gekommen, dass du mich betrügst.“ Der Prinz blieb wie versteinert stehen, stammelte: „Wie kommst du darauf?“ „Du bist immer nur unterwegs, nie nimmst du mich mit, du hörst mir nie zu, du bist immer nur müde. Du musst eine andere Frau haben, gib es endlich zu!“ Dornröschen schleuderte ihm diese Anschuldigungen mit Wut entgegen. „Es ist das Beste, wir trennen uns.“ „Bist du verrückt?“, fragte der Prinz fassungslos. „Ich wollte unseren ersten Hochzeitstag mit dir feiern. Was ist nur los mit dir?“ „Nichts ist mit mir los, was ist mit dir los? Du führst dein Leben und ich bekomme den Abfall.“ „Dornröschen, was ist nur aus dir geworden?“ „Das sagenhafte Leben mit dir habe ich mir anders vorgestellt!“ „Aber Dornröschen, dir fehlt es doch an Nichts. Du kannst tun und lassen was du willst. Du….“, stammelte der Prinz verlegen. „Du brauchst ganzen Tag keinen Finger zu rühren. So schön möchte ich es auch haben!“ „Was? Du möchtest es so schön haben wie ich?“. Jetzt brach der ganze Zorn aus Dornröschen hervor. „Ich habe mir die schönsten Kleider nähen lassen. Ich war täglich beim Friseur. Ist dir das einmal aufgefallen? Nein! Kein Wort! Ich sitze stundenlang in der Kosmetik, versuche meinen Körper fit zu halten. Fällt dir das auf? Wieder Nein! Alles dreht sich nur um dich. Hast du mich schon einmal nach meinen Wünschen gefragt? Nein, du gehst deinen Geschäften nach und lässt mich hier im Schloss jeden Tag alleine sitzen.“ Dornröschen stampfte wütend auf. „Was möchtest du? Sag es doch!“, forderte der Prinz sie zögernd auf. „Du bist für mich immer noch die schönste Frau, selbstverständlich.“, gestand er stammelnd. „Was habe ich davon?“ Dornröschen funkelte ihren Prinzen an. „Was fehlt dir?“, fragte der Prinz eingeschüchtert. Dornröschen überlegte kurz.
„Du hörst mir nie zu. Du beachtest mich überhaupt nicht mehr. Du bist immer nur unterwegs. Du hast nie Zeit für mich. Du bist langweilig geworden. Du tust immer was du willst. Du gehst mir auf die Nerven mit deinem Königreich. Du sorgst dich nur um die anderen, nie um mich. Ich bin völlig Luft für dich!“ „Jetzt hör aber auf!“, stotterte der Prinz ganz verlegen. „Ich bemühe mich jeden Tag um dich.“ „Du und bemühen? Du schaust gelangweilt in die Gegend, wenn ich etwas sage. Du blätterst in deinen Büchern, wenn ich mit dir rede. Du verbringst die ganze Zeit in deinen Ländereien und wo bleibe ich?“ „Dornröschen, das sind meine Pflichten.“ „Du kannst mir mit deinen Pflichten gestohlen bleiben!“ Dornröschen redete sich in Rasch. „Du musst mir die Haushaltsführung übergeben. Ich will mir das Personal aussuchen. Du fährst jetzt endlich mit mir auf Urlaub. Ich baue jetzt das blöde Schloss um!“ Aus Dornrösschen sprudelte es nur so heraus.
„Aber davon verstehst du doch gar nichts.“, entgegnete der Prinz beunruhigt. „Wir haben unsere Fachleute. Wieso willst du dich da überall einmischen, es klappt doch alles wunderbar. Suche dir ein Hobby. Triff dich mit deiner Freundin und lass es gut sein!“, schlug der Prinz vor. „Ich soll Ruhe geben? Das hättest du gern. Wenn sich hier nicht bald was ändert, dann gehe ich wieder zu meinen Eltern zurück.“, donnerte Dornröschen wütend. Nun wurde auch der Prinz ungehalten. „Die nehmen dich gar nicht zurück, du bist ein verwöhntes Frauenzimmer geworden.“ Der Prinz hatte seine Sicherheit wieder zurück. „Untersteh dich, so von meinen Eltern zu reden, die lieben mich, im Vergleich zu dir!“ „Die liebten dich, damals, als du noch ein Kind warst. Aber jetzt hast du dich zu einem keifenden Eheweib entwickelt, bei der es einem schwer fällt, sie zu lieben.“ „Sag ich doch, du hast längst eine andere. Ich werde mir auch einen anderen suchen. Einen, der meine Wünsche erfüllt.“ „So einen wirst du nicht finden, du bist nicht mehr zum Aushalten.“ „Ich, nicht mehr zum Aushalten. Du! Alles hast du mir versprochen und was habe ich heute? Du kümmerst dich überhaupt nicht um mich!“ „Du bist eine erwachsene Frau, die für sich selbst sorgen kann, schon vergessen.“ Der Prinz knallte die Tür zu und schleuderte das Geschenk zu Boden. Ließ das wütende Dornröschen zurück.
„Ich rufe Schneewittchen an, die kann mir sicher helfen, den Prinzen zur Einsicht zu bringen.“, überlegte das beleidigte, wütende Dornröschen.
Gekühlter Sekt stand am Tisch. „Du willst hoffentlich meinen Hochzeitstag mit mir feiern?“, fragte Dornröschen ihre Freundin aufgebracht. „Gern, auf eure glückliche Beziehung!“, prostete Schneewittchen Dornröschen zu. „Aber du kommst mir nicht gerade freudestrahlend vor“. „Frag mich nicht! Mein Leben mit dem Prinzen ist eine Katastrophe.“ Dornröschen leerte ihr Glas in einem Zug. „Der Prinz ist nur unterwegs. Er hat sicher eine Freundin. So ein Prinz ist doch begehrenswert. Abends kommt er müde nach Hause. Kaum liegt er im Bett, fallen ihm die Augen zu. Wenn ich etwas erzählen will, hört er mir nie zu. Er sagt nur -du hast Recht – von mir aus – wie du willst…… Der nimmt mich nie ernst!“ „Aber er liebt dich doch.“ „Das war einmal“, fauchte Dornröschen. Beide schwiegen und schauten betroffen vor sich hin. „Ist das bei dir auch so Schneewittchen?“ „Was soll ich dir sagen? Männern ist die Arbeit sehr wichtig. Sie brauchen Bestätigung. Sie kreisen oft um sich selbst.“ „Deiner auch?“ „Das Leben ist eine Herausforderung, auch für eine Prinzessin.“ „Ja, aber ich will, dass er für mich da ist!“, schrie Dornröschen erbost und schleuderte das Sektglas gegen die Schlossmauer. „Was willst du machen?“ „Ich werde mich dem erst besten Mann an den Hals werfen.“, schrie Dornröschen laut. Schneewittchen sah sie erschrocken an. „Mach das nicht, liebe Freundin. Wohin führt dich das?“ „Zu einem märchenhaften Leben!“ , schrie Dornröschen.
„Geh doch zur Eheberatung.“, schlug Schneewittchen vor. „Zur Eheberatung?“, fragte Dornröschen verdutzt. „Mir hat sie geholfen!“, gestand die Freundin. „So was gibt es?“
Ob sie wohl hingegangen ist? Ob ihre Ehe noch zu retten war? Ob der Prinz sich veränderte?
Ob sie glücklich und zufrieden lebten? Ob sie noch nicht gestorben sind?
© Elfriede Maria Aufreiter
Abstrakt
Geschafft! Sein Bild dankbar genießend, setzte er sich auf den Boden.
Wie lange hatte er am alten immer wieder etwas verändert, hinzugefügt, übermalt? War trotzdem nicht beheimatet in ihm.
Bis seine Partnerin ihn vor Tagen fragte, als sie das unfertige Bild betrachtete:
Du warst jetzt lange in deinem inneren Schneckenhaus. Musst du nicht wieder deinen Blick nach außen wenden?
Er hatte sie lange angesehen. Sie hatte zwei Fragen hinzugefügt:
Was lässt dein Herz höher schlagen? Was lässt dich vor Glück singen?
Diese zwei Fragen hatten ihn in Aufruhr versetzt. Ruhelos war er herumgeirrt. Tagelang. War in der blühenden Wiese gelegen. Sah die mächtigen Wolkengebilde. Roch das frisch gemähte Gras. Spürte Hitze, Regen. Lies Tränen fließen. Hörte Vogelgekreische. Schmeckte den Küssen nach. Ließ sich in stürmische Umarmung fallen. Schrie Lieder in die Nacht. Unbändige Kraft gebärdete sich allmählich in ihm. Schloss sein Seele auf.
Er spannte mit Herzenslust die neue Leinwand ein.
Farben, selten verwendete, wurden gemischt. Unermüdlich zog er seine Pinselstriche. Mit einem Lächeln im Gesicht, einem Lied auf den Lippen.
Überschäumende Lebensfreude brach hervor. Das Atelier war erfüllt von einem Zauber.
Das Leben ist Geschenk, breitete sich aus und nahm auf dem Gewebe Platz.
Versprühte ungeahnte Ausdrucksstärke. Quoll über.
Ermattet und ausgelaugt betrachtete er sein Werk. Es war vollkommen.
© Elfriede Maria Aufreiter
Hoffnung
Eine Petergeschichte für die Pfarrzeitung
Peter sitzt mit seiner Familie beim Abendessen. Sie unterhalten sich über die Schule, über die Arbeit der Eltern. Peter ist heute besonders ruhig. „Beschäftigt dich etwas Peter, du bist so schweigsam?“, fragt Papa nach. „Weißt“, beginnt Peter langsam. „Wie lange wird der Krieg noch dauern? Wir haben heute in der Schule darüber geredet. In unserer Klasse sitzen jetzt zwei Kinder aus der Ukraine.“ Mama und Papa schauen sich an. „Das weiß wahrscheinlich niemand.“ „Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass wir aus unserem Haus weg müssten und in ein fremdes Land kommen, wo ich die Sprache gar nicht kann.“ „Wie verständigt ihr euch mit den Kindern?“ „Mit Händen und Füßen“, lächelt Peter. „Die Zwei sind so nett. Die können doch gar nichts dafür.“ „Da hast du Recht Peter. Frieden wäre wunderschön. Da könnten sie wieder nach Hause.“
„Warum fängt man überhaupt einen Krieg an?“, will Ursula, seine Schwester wissen.
„Geht es darum, wer stärker ist oder weil wer zweigen will, wie mächtig er ist?“, beginnt Papa nachdenklich zu fragen. „Warum reden die nicht miteinander? Wenn ich mit Stefan streite, dann bin ich ein wenig beleidigt und rede nichts mit ihm. Aber dann versöhnen wir uns wieder. Warum machen Erwachsene das nicht?“ Mama und Papa schauen sich still an. „Da könnten manche von euch was lernen“, freut sich Mama. „Hoffentlich ist bald Frieden in der Ukraine. Jetzt kommen doch bald die Ferien, die zwei können sich gar nicht darauf freuen.“, sagt Peter nachdenklich.
„Ja, hoffentlich!“, pflichtet ihm Papa bei.
© Elfriede Maria Aufreiter
Vom Wetzstein zum Stein der Weisen
Er fühlt sich schwer an ist er aber nicht
wann werde ich ihn bedienen können
Großvater schwingt ihn mit einer Leichtigkeit
ich laufe zum Bach hole Wasser für den Wetzstein
ich muss noch lange üben bis ich Großvaters Geschick habe
Vater und er mähen gleichmäßig dahin
ich will sie überholen
die Sonne brennt am Rücken
heute Abend gibt es Tanz
ob Katharina auch kommt
ich kühle mich im Teich ab
höre ihr Singen von der Alp
nun bin ich der Bauer auf dem Hof
Katharina erwartet ihr zweites Kind
wir haben alles was wir brauchen
Gottvater meint es gut mit uns
sie sind alle gut geraten fleißig und hilfsbereit
ich offen für ihre neuen Ideen
wir wollten auch die Welt verändern
ich bin stolz auf meinen Berufsstand
die Autobahn wird jetzt doch nicht gebaut
unsere Argumente waren ausschlaggebend
ich möchte in Frieden mit allen leben
meinen Beitrag für die nächste Generation leisten
Großvaters Wetzstein immer noch in meinen Händen
seine Weisheit mit meiner gepaart
das Leben ist schön
meine Welt in Ordnung
so kräftig war ich auch einmal
auf der Sonnenbank betrachte ich mein Lebenswerk
zufrieden und glücklich
schaue ich den Jungen zu
Katharina ist von uns gegangen
herzensgute Frau an meiner Seite
Dankbarkeit erfüllt mein Herz
war mit Liebe reich beschenkt
den Wetzstein Severin vermacht
er hütet nun mein einstiges Reich
ein arbeitsames Dasein vollbracht
Herrgotts Schöpfung bewahrt
ich gehe heimwärts
leichten Herzens
lege alles in seine Hände
er wird mir ein milder Richter sein
© Elfriede Maria Aufreiter
Heiligster Herr Vater in Rom! (Faschingssonntag, 27.2.22)
Ich habe mich so gefreut, dass du im Fernsehen von deinen paar besten Freunden geredet hast. Ich weiß, dass du auch mich gemeint hast. Ich freu mich so!
Wie geht es dir? Stimmt es, dass es dir mit dem Knie nicht gut geht. In unserem Alter kommt halt was daher.
Hast du auch so einen Barhocker beim Altar stehen, wie unser Herr Pfarrer? Am Knie hat der nichts. Ich weiß nicht, warum der da steht. Weil von dem bisschen Wein, den er bei der Messe trinkt, kann es nicht sein, dass er nicht mehr stehen kann. Das ist doch eh ein Gespritzter, obwohl, beim Wasser spart er schon.
Gehen bei euch auch so wenige Leute in die Kirche?
Da muss sich die Kirche schon etwas einfallen lassen. Unsere Organistin, die Rudelsdorfer Anni, die kennst du leider noch nicht, eine ganz liebe, fesche Frau. Die begrüßt jetzt die Mannerleut auf dem Chor mit einem Bussl. Wenn sich das herumspricht, wird es ganz lustig am Chor.
Wenn unser Herr Pfarrer das bei uns Weiberleut herunter auch machen täte, würden die Weiberleut haufenweise kommen, da bin ich mir sicher.
Wenn man jetzt so schaut, bei den Kommunion Austeilern ist es fast schon so, dass auf einen Austeiler, ein Kommuniongeher kommt.
Da könnten sie die Absperrung bei die Bänke auch weglassen. Habt ihr die in Rom auch? Ich sitze schon gern bei einem Mann ein wenig näher. Weißt, bei mir wird eh keiner mehr schwitzerd.
Ja und fast nur mehr ältere Leute gehen in die Kirche. Da braucht es mehr Alten Messen als Kindermessen.
Und wie ist das bei euch in Rom mit die Beichtstühle? Werden die noch gebraucht?
Ich sehe bei uns niemand hinein gehen. Ich geh ja auch nur mehr alle heiligen Zeiten. Wennst nirgends hin kannst, was willst du da groß sündigen?
Ich habe gehört, dass unser Herr Pfarrer einen „Kräuterladen“ im Beichtstuhl aufmachen will.
Weißt, der macht ja ganzen Sommer lauter gesunde Sachen. Heidelbeeren Likör, Nuss Schnaps, Wipfelsaft, Cremen und Salben. Dass die helfen, siehst du an seinem Gesicht, faltenlos.
Aber er hat auch keine Frau, die ihn aufhält bei der Arbeit, oder die in der Küche steht und mitredet.
Ja und dann will er ein größeres Loch durchbrechen, dass du von außen jederzeit zuwi fahren kannst, wie beim Mecki. Und du kannst mit Bankomat zahlen. Vielleicht kommen dann wieder mehr Neugierige und welche, die der Schnaps schmeckt, in die Kirche.
Ist doch eine gute Idee und der Herr Pfarrer kann sich ein wenig sein Taschengeld aufbessern, weil Adventmarkt hat es keinen gegeben.
Heiligster Herr Vater in Rom, wie ist das überhaupt mit unserem Herrn Pfarrer? Tust du uns den eh nicht wo anders hin, bei die ganzen Reformen wo sich keiner auskennt.
Ich mache dir einen Vorschlag: Mache ihn doch zu einem Monseigneur oder sonst so einen hohen Titel. Dann wird ihn niemand mehr angreifen und ihn sich auch nicht mehr leisten können. Monseigneur Klemens Hofmann – klingt wunderschön.
Du Franzl, unlängst ist mir was eingefallen. Vielleicht kannst das für Rom auch brauchen.
Statt der Impflotterie machen wir doch eine Kirchenbesucher Lotterie.
Jeder Kirchenbesucher am Sonntag, bekommt eine Nummer am Eingang. Und am Schluss der Messe wird eine gezogen und der ist dann der Gewinner. Preise sind vorher immer unbekannt, damit es spannender ist. Für jede Woche einen Preis bringen wir sicher zusammen.
Ich habe schon ein paar Ideen, allerdings nur für Neumarkt.
Für Rom musste du sie dir selber ausdenken.
1x Schwammerlsuchen mit unserem Herrn Pfarrer. 1 Gutschein für einmal sündigen.
Einen Heiligenschein für einen Tag vom Benedikt den XVI, der braucht ihn eh nicht mehr. Blumensteckkurs bei der Frau Pichler. Wanderung um den Rosenhofteich mit dem Herrn Pfarrer. Übernachtung in der Glockenstube. Sternderl Schauen am Tannberg mit Ruhsam Walter. Kochnachmittag mit unserem Herrn Pfarrer. Vorlesestunde mit Christian Diesenreiter.
Sparstrumpf stricken mit Gerhard Friesenecker. 1x auf den Hochstand mit unserem Herrn Pfarrer.
1x Putzhilfe vom Kirchenputzteam. Computerkurs mit Ingrid Danninger.
Eisstockschießen mit Gini Gangelberger. 1x Hilfe vom Wagner Klaus, der hilft, wo immer du Hilfe brauchst. 1 Monat Grabspritzen von Klammer Franz. 1x Lieblingslied an der Orgel, dazu Tanz nach Wahl. Gesangsstunde mit Chorleiterin.
50 Preise bringen wir sicher zusammen.
Der Hauptpreis wird unter allen Besuchern beim nächsten Pfarrfasching verlost:
Papstbesuch in Rom selbstverständlich. Das würden wir zwei, du heiligster Herr Vater in Rom und ich organisieren.
Der Gewinner von Rom ist nach Neumarkt eingeladen – du natürlich auch.
Was sagst du zu meinen Ideen, dass wir wieder mehr Leute in die Kirche zu locken?
Ich bin schon noch a recht a Vife.
Heiligster Herr Vater in Rom, lieber Franzl! Hast du eh auch was zum Lachen in Rom? Heute ist doch Fasching Sonntag. Monsinore Klemens Hofmann hat unlängst so einen lieben Witz erzählt, aber ich weiß ihn schon wieder nicht mehr.
(Vielleicht erzählt er ihn jetzt noch einmal)
Alsdann: Gsund bleiben.
Ich kaufe dir eh ein paar gesunde Sachen beim Laden von unserem Herrn Pfarrer. Eine Salbe für dein Knie und einen Nuss Schnaps für einen guten Magen.
Es grüßt dich wieder einmal ganz herzlich die
Hofer Nandl aus Neumarkt
Peter ist verliebt
Peter liegt im Bett. Sein Papa hat ihm eine Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen. Er wartet auf Mama. Die kommt ins Zimmer, küsst ihn und wickelt ihn in die Decke, das mag Peter am Abend. „Schlaf gut und träum etwas Schönes!“, wünscht sie ihm.
Peter atmet laut aus. „Ist noch etwas?“, fragt Mama nach. „Nein“, sagt Peter und kuschelt sich an Mama. „Magst du mir noch etwas erzählen?“, bohrt sie weiter, als Peter sie nicht auslässt. „Ich weiß nicht, ob ich einschlafen kann?“, beginnt Peter. „Bedrückt dich etwas Peter? Hast du Ärger in der Schule? Erzähle!“ „Nichts Schlimmes Mama. Es ist nur so, dass mich Stefan auslacht, weil ich in der Pause so gern mit Agnes spiele.“ „Was gibt es da zu lachen?“ „Eh nichts. Aber er hat mir schon ins Ohr geflüstert: Du bist in Agnes verliebt! Und das stimmt nicht!“
„Magst du Agnes?“, fragt Mama nach. „Ja. Mit ihr ist es immer so lustig. Aber Mama, wenn ich in der Pause mit Agnes spiele, dann kribbelt es so in meinem Bauch und mir wird ganz heiß.“
Mama lacht. „Du brauchst nicht zu lachen, das ist wirklich so. Was ist das in meinem Bauch?“, will Peter wissen. „Entschuldige Peter, aber ich glaube, Stefan hat Recht. Du bist in Agnes verliebt.“
Peter versteckt sich in Mamas Jacke. „Das ist doch schön, oder?“ Sie streichelt über seinen Rücken.
Peter ist verlegen. „Das wird dir vielleicht bei anderen Mädchen in der Schule auch passieren“, meint Mama. „Nein, das ist nur bei Agnes so“, erzählt Peter.
„Wenn ihr euch gut versteht ist das toll. Dieses Kribbeln im Bauch ist ein gutes Zeichen.“
„Meinst du Mama?“ „Ja ganz sicher Peter, ich freu mich mit dir.“ „Aber Mama, du darfst das auf keinem Fall weitererzählen. Ja nichts zu Ursula, ja nichts zu Papa.“
„Versprochen, das bleibt unser Geheimnis!“ Mama hält zwei Finger in die Höhe. „Jetzt schlaf gut und vielleicht träumst du ja von Agnes!“ Mama kitzelt Peter und grinst. „Ist doch wunderschön, verliebt zu sein.“ Beide lachen und Peter wickelt sich glücklich in seine Decke.
© Elfriede Maria Aufreiter
Folge dem Stern
Jetzt bin ich fast eine Woche unterwegs. Beschwerlich, gebe ich zu. Aber ich muss diese Pilgerreise unternehmen. Es drängt mich so, dass ich nicht anders kann. Ob sie mich nach Jerusalem führt, in den Tempel? Oder an sonst einen heiligen Ort? Mit Spannung mache ich meine Schritte. Ich genieße diese Tage. Sie haben mich über das Gebirge geführt.
Du fragst, warum ich diese beschwerliche Reise auf mich nehme?
Ich verrate dir etwas, von dem niemand sonst weiß: Ich folge einem Stern.
Du lachst, würde ich auch an deiner Stelle. Aber dieser Stern zieht vor mir her. Ich kann ihn sogar am Tag sehen. Ich weiß, dass scheint unmöglich. Aber ich, wie soll ich sagen, ich sehe ihn mit meinem inneren Auge. Es klingt verrückt, das gebe ich zu. Und doch, zieht es mich jeden Tag weiter. Eines Tages werde ich erfahren, warum ich mich auf den Weg gemacht habe. Du verrätst mich nicht, ich muss wieder weiter. Bald ist es Abend und ich muss mir eine Herberge suchen. Wenn ich nichts finde, nehme ich unter einem Baum Platz oder unter einem Felsen. Ein wenig Schutz suche ich. Gott segne dich. Danke, schön, dass wir uns begegnet sind.
Irgendwie finde ich heute keinen geeigneten Platz. Immer stört mich etwas. Ich werde mich hier einmal niederlassen, mein Brot verzehren, etwas trinken und vielleicht erspähe ich dann den richtigen Schlafplatz.
Ich dürfte eingenickt sein. Meine Füße sind auch nicht mehr die jüngsten. Soll ich da liegen bleiben? Es ist inzwischen Nacht geworden. Mein Stern, er ist da, leuchtet heute besonders hell. Mein Herz frohlockt, ich bin auf den richtigen Weg. Er steht still, also heißt das für mich, dass ich auch nicht weiter gehen brauche.
Da vorne ist ein Stall, ob ich mich da hineintrauen soll, zu den Tieren? Gut, sicherer wäre ich dort, zumindest vor wilden Tieren.
Kommt es mir so vor, dass dort ein kleines Licht brennt, oder täusche ich mich?
Ich schau einmal nach. Ja, da brennt Licht im Stall, sehe ich durch das Fenster. Ochs und Esel stehen drinnen. Aber da ist sicher auch noch Platz für mich. Ich mache es mir auf Heu und Stroh gemütlich.
Entschuldigung, ich dachte, da brennt Licht, da schaue ich nach. Ich suche nach einem geeigneten Schlafplatz, darf ich?
Die zwei scheinen sympathisch zu sein. Danke, ich mache euch keine Umstände.
Wir kommen aus Nazareth und du? Bist auch schon lange unterwegs, oder?
Ein kleines Dorf, ihr werdet es nicht kenne. Bin schon ein paar Tage unterwegs, bin froh, wenn ich mich auf Stroh legen kann, draußen ist es doch nicht so gemütlich.
Ihr habt ein Kind mit. Jetzt sehe ich es erst, es liegt in der Futterkrippe.
Ein Sohn, Jesus. Welch ein Glück, ich wollte auch immer eine Familie, aber wenn Frau nichts hat, dann nimmt einem nicht jeder Mann.
Ach, was soll das denn? Mein Stern schaut neugierig zum Fenster herein. Es ist ja fast so, als würde er sich vor dem Kind verneigen.
Ich weiß, dass ihr ihn nicht so sehen könnt wie ich. Mit ihm habe ich mich auf diese Pilgerreise gemacht. Ja, mit dem Stern, er zieht schon eine ganze Woche vor mir her.
Bin ich am Ende meiner Reise angekommen? Hat er mich zu diesem Kind geführt?
Ja, es stimmt, ganz bestimmt. Jetzt sehe ich es auch. Das Kind ist das Ziel meiner Pilgerreise. Er ist der Messias, der uns vor langer Zeit versprochen wurde. Er ist der Erlöser der Menschen. Der Heiland, nach dem sich alle Menschen sehnen. Mit ihm fängt unser Vater im Himmel klein an. Klein und unscheinbar. Aber sein Licht leuchtet heute schon am Himmelszelt. Ist er der Stern, der uns allen leuchtet? Hat Gott ihn für uns alle aufgehen lassen am Firmament? Der Heiland mitten unter den Menschen?
Ich bin am Ziel meiner Reise angekommen. Mein Leben ist vollendet. Wer hätte gedacht, dass ich mein Lebensglück in einem Stall in Bethlehem finde? Halleluja, Halleluja!
© Elfriede Maria Aufreiter
Eine Sternstunde
Ignaz sah auf das Kind in der Krippe. Die Engel hatten ihnen verkündet, dass der Sohn Gottes in einem Stall zur Welt gekommen ist. Er konnte es nicht glauben, der Sohn Gottes lag in der Futterkrippe und er stand davor.
Er musste sich ein wenig festhalten. Die anderen Hirten knieten sich nieder. Das fiel ihm schon schwer.
Er konnte seinen Blick nicht von dem kleinen Kind abwenden. Jetzt lächelte er ihn sogar an, mitten in sein Herz hinein. Ignaz war erfüllt von Freude und Glück.
Es war ihm, als ginge von diesem kleinen Geschöpf eine Kraft, eine Liebe, ein Segen aus.
Ignaz war so ergriffen, dass er gar nicht bemerkte, dass die Hirten schon längst aus dem Stall gegangen waren. Noch immer verharrte er an der Krippe des Sohn Gottes.
Maria legte ihm ihre Hand auf seine Schulter.
Ignaz erschrak, erwachte aus seiner Verzückung. „Ihr zwei dürftet euch ohne große Worte verstehen“, sagte sie freudig. „Er lächelt dich immer wieder an.“
Ignaz liefen Tränen über seine Wangen. „Was für ein Glück für mich, was für ein Geschenk. Es ist die glücklichste Stunde meines Lebens“. Sein Gesicht strahlte. „Mein Gott meint es so gut mit mir. Dass er mich alten Mann, so etwas erleben lässt.“
Maria schmunzelte und nahm ihren Kleinen aus der Futterkrippe.
„Segne ihn bitte. Er kann es brauchen.“, bat Maria.
Langsam legte Ignaz segnend seine alten, schwieligen Hände sachte auf den Kopf des Kindes.
„Gottes Segen ruht auf dir. Er begleite deine Tage. Er erfülle dich mit seiner Liebe und lasse dir deinen Weg mutig gehen.“, flehte Ignaz. „Du wirst es nicht leicht haben. Aber du bringst viel Liebe in diese Welt, viel Heilsames. Du wirst das Antlitz dieser Erde verwandeln.“ Ignaz atmete schwer aus.
Er konnte seine Hände nicht vom Kopf des kleinen Mannes heben.
„Segne auch mich“, bat Ignaz schließlich.
Er spürte, wie ihn eine Wärme umgab, eine Freude ihn umstrahlte, ein Licht ihn erhellte.
Friede legte sich auf Raum und Zeit.
Schließlich löste Ignaz seine Hände vom Kopf, steckte sie in seine Jackentasche.
Ging langsamen Schrittes aus dem Stall. Selig lächelnd. © Elfriede Maria Aufreiter
Herberge geben:
Heute war ihr alles misslungen. Die Kekse waren verbrannt, weil das Telefon klingelte und Paula unbedingt mit ihr reden wollte. Das Essen hatte ihrer Familie nicht geschmeckt, weil sie in Eile war, endlich die Keksbackerei hinter sich lassen wollte. Der Nachbarin hatte sie kurz angebunden an der Tür das Paket gegeben, das für sie angegeben wurde. Es war heute einfach nicht ihr Tag gewesen. Gut, dass er vorbei war. Ihr Mann war grantig, saß schweigend vorm Fernseher. Ihn hatte sie angefahren, dass er die Glasur vorsichtiger aufbringen sollte.
Inge lag im Bett und ließ diesen Tag noch einmal vorüberzeihen. „Scheiß Tag“, lag auf ihren Lippen. Sie atmete tief durch. Ich kann ihn nicht mehr verändern, ich bin so ein großes Schaf, was muss ich auch immer so viele Sorten Kekse backen. Jedes Jahr dasselbe, du blöde Kuh.
Am Heiligen Abend schaufeln alle in sich hinein und keine beachtet, wie viel Mühe ich mir gegeben habe. Morgen muss ich endlich die Wohnung ordentlich putzen, Weihnachtsputz, so ein Blödsinn, ist doch allen egal, außer meinem schlechten Gewissen.
Es wäre doch besser gewesen, ich wäre eine große Runde gegangen im Schnee, ich hätte das Buch endlich fertig gelesen, das mich so fasziniert, ich hätte in Ruhe mit Paula, meiner besten Freundin telefoniert, ich hätte in meinem Adventkalender gelesen, stieg in ihr auf.
Ja, auf den hatte Inge heute total vergessen.
Sie stand noch einmal auf und holte sich das kleine Büchlein.
„Stell dir vor, du bist frei von den Erwartungen, Wünschen, Projektionen, die andere auf dich werfen. So frei, wie bei deiner Geburt. Gott möchte in dir Platz nehmen, Herberge in dir finden. Er möchte mit dir neu anfangen, der ewig neue Gott. Wenn Gott in dir geboren wird, wird alles neu. Du kannst dein Leben neu ordnen, du kannst Beziehungen neu gestalten, du bist frei von der Last der Vergangenheit. Er liebt dich so wie du bist!“
„Das wäre schön“, kam mit einem tiefen Seufzer aus Inge. „Aber es stimmt, ich kann wirklich morgen neu anfangen. Es anders machen als heute. Er liebt mich, obwohl ich heute so einen beschissen Tag gelebt habe.“
Schön langsam beruhigte Inge sich. „Kannst du mir bitte morgen beistehen. Du lebst doch in mir, bist in mir schon geboren. Ich muss dich nur mehr zu Wort kommen lassen.“ Diese Gedanken kreisten noch ein wenig in Inge, dann schlief sie beruhigt ein.
© Elfriede Maria Aufreiter
Er sitzt an meinem Tisch
Was wäre, wenn ich einmal Jesus gegenüber säße? Diese Frage stellte ich mir hin und wieder. Wenn er da an meinem Tisch säße und ich mit ihm plaudern könnte wie mit meiner besten Freundin.
Das Tagesgeschäft hatte ich heute zufrieden erledigt, wollte mich entspannen.
Da saß er plötzlich an meinem Tisch.
„Ich habe schon lange auf dich gewartet“, sagte er und sah mich mit einem liebevollen Blick an.
Ich kam zögernd näher und setzte mich schließlich an seine Seite.
Tausend Gedanken gehen mir durch den Kopf. Ich wollte ihn doch alles Mögliche fragen. Und nun? Die Fragen hatten sich hinter meiner Verwunderung versteckt.
Tausend Fragen in mir, wollen aber nicht über meine Lippen. Sie sind plötzlich nicht mehr so wichtig.
Plötzlich treten die unguten Situationen meines Lebens ans Tageslicht. Begebenheiten, die ich längst verdrängt, vergessen habe, scheinbar.
Ich schaue verlegen in Jesu Augen. Meine sind traurig, ich schäme mich. Er aber sieht mich noch immer liebevoll an. Legt sogar seinen weichen Arm um mich. Ich lege meinen Kopf an seine Schulter.
Ich stammle: „Es tut mir leid. Da habe ich total versagt.“ Wieder lächelt er mich so liebend an, dass mir Tränen in die Augen wandern, über die Wangen rollen. Er wischt sie mir zärtlich weg. Ich kann es nicht glauben. Er sieht in mein Herz und er sieht mich noch immer liebevoll an.
Wärme umhüllt uns beide. Sie breitet sich auch in meinem Inneren aus. Ich fühle mich angenommen, mit allem, was mein Leben ausmacht. Mit allem, was in meinem bisherigen Leben geschehen ist. Es gibt nichts, wofür ich mich schämen müsste. Er gibt mir das wunderbare Gefühl, dass er mich versteht, dass er mit mir fühlt, dass ich trotzdem geliebt bin.
Tränen laufen längst ununterbrochen über meine Wangen. Sie dürfen sein. Dieses wohlige Gefühl, in das ich gewickelt bin, erfüllt auch meine Umgebungen, den Raum, die Zeit. Ich kann aufatmen, durchatmen. Ein Lächeln huscht auch über mein Gesicht.
Liebe, ist das einzige Wort, das mir jetzt einfällt. Ja, das ist Liebe, reine Liebe. Liebe, die alles umfasst und niemals aufhört.
Dankbarkeit legt sich dazu. Mein Herz öffnete sich nach allen Seiten, ich bin glücklich, wie noch nie in meinem Leben. Das kann es doch nicht geben!
Warum? frage ich - nicht, obwohl es mir kurz in den Sinn kommt. Es ist, wie es ist und es darf so sein. Das strahlende, verständnisvolle Gesicht lächelt mich noch immer an. Befreit von allen Ängsten und Sorgen. Aufgehoben in einem Meer an Güte und Liebe, so erlebe ich mich.
Ich sollte öfter mit ihm Kontakt aufnehmen. Er liebt mich doch, breitete sich in mir aus.
© Elfriede Maria Aufreiter
Erotik der Buchstabensuppe
Begehrenswert, anziehend, sinnlich, Versuchung, bezaubernd, fesselnd, erregend, Verführung, reizvoll, Liebesspiel, charmant, lustvoll, betörend, umgarnen, aufreizend, heiß machend, Liebeskunst, aufregend, stimulierend, Lust, anrüchig, attraktiv, sexy, erotisch, Sinneslust, entzückend, verrückt, scharf machend, erobern, Abenteuer…..
Wie viele Buchstabensuppen muss ich wohl zubereiten, um dir all diese Wörter schreiben zu können?
© Elfriede Maria Aufreiter
Corona im Märchenland
Mit diesem Märchen habe ich bei AKUT 2020 den ersten Preis gewonnen!
Rumpelstilzchen hüpfte nervös von einem Bein auf das andere. „Du hast drei Versuche. Hörst du, drei. Wenn du meinen Vornamen nicht errätst, dann bist du verloren!“, schrie es die Königstochter an. „Heißt du Corina?“, fragte sie ernst. „Nein, nein“, Rumpelstilzchen lachte laut auf. „Heißt du vielleicht Carina?“, wieder brüllte Rumpelstilzchen übermütig. „Nein, nein du Dummerchen!“ und rieb sich dabei die Hände. „Heißt du vielleicht Corona?“, fragte die Königstochter mutig. „Das hat dir der Teufel gesagt!“, schrie das Männchen aus vollem Halse. Spie und spukte nur so um sich. „Ich werde mich an dir und allen anderen rächen! Ihr werdet noch lange an mich denken, du und alle im Märchenland!“, grölte und spie es weiter. „Alle, alle, alle!“ Damit packte es in seiner Wut den linken Fuß mit beiden Händen und riss sich selbst mitten entzwei.
„Halt!“, schrie der Polizist. „Wo gehst du hin?“ Rotkäppchen stoppte erschrocken. „Zu meiner Großmutter. Die ist krank und ich bringe ihr Wein und Kuchen, damit sie wieder zu Kräften kommt.“
„Du darfst deine Großmutter nicht besuchen. Besuchsverbot!“ „Wieso? Ich habe meine Großmutter immer besucht. Sie freut sich über meine Besuche.“ „Es gibt eine Krankheit. Carina, Corina oder so heißt sie. Die darf nicht zu den alten Leuten gebracht werden.“, verkündete der Polizist streng. „Schade.“ Traurig machte Rotkäppchen kehrt.
„Schöne Ware feil, schöne Ware feil“, klang es vor den Fenstern von Schneewittchen. Schneewittchen lief aufgeregt zum Fenster. „Guten Tag liebe Frau, was habt ihr zu verkaufen?“, fragte es neugierig. „Gute und schöne Ware“, antwortete die Frau. „Aber ich kann dich nicht hereinlassen. Du trägst keinen Mundschutz!“, antwortete Schneewittchen enttäuscht. „Einen Mundschutz?“, fragte die Frau. „Ja, alle Verkäufer müssen jetzt einen Mundschutz tragen“, sprach Schneewittchen folgsam. „Die Zwerge haben mir das streng aufgetragen.“ „Warum einen Mundschutz?“ Schneewittchen lachte. „Besorg dir einen Mundschutz, dann kannst du wieder kommen.“ Stolz würde sie heute Abend den Zwergen erzählen, wie standhaft sie war.
„Schade, dass der Königsohn den Ball absagen musste“, beschwerten sich die beiden Schwestern von Aschenputtel. „Dabei habe ich mir extra ein wunderschönes Kleid machen lassen“, schwatzte die eine. Ich habe mir sogar einen dazu passenden Mundschutz machen lassen. Zu blöd.“ „Warum hat der Königsohn den Ball abgesagt?“, wollte Aschenputtel wissen. „Was geht dich das an? Du hättest sowieso nicht mitgehen dürfen. Dreckig wie du bist. Dich hätte der Königsohn sowieso nie und nimmer zum Tanz aufgefordert. Händewaschen allein, reicht bei dir nicht. Mach dich an die Arbeit!“, befahl sie Aschenputtel. „Aber!“ „Kein Aber, du hast genug zu tun im Haus. Wir werden uns trotzdem auf den Weg machen. Wer weiß, ob das Gerücht stimmt, das der Königsohn schon eine Corina, oder Carina, hat.“
„Er hatte frisch gewaschene weiße Hände“, verteidigten sich die sieben Geißlein. „Du sagst doch immer, wir müssen uns die Hände besonders reinlich waschen.“ „Aber trug er auch einen Mundschutz?“, fragte die Geißen Mutter. „Was soll`s? Gott sei Dank seid ihr alle gesund und habt die Corina nicht von ihm bekommen.“ „Was ist die Corina?“, wollten die Geißlein wissen. „Nichts für so ungezogene Kinder. Was weiß ich. Es gibt immer nur Gerüchte über diesen Wolf.“
„Aber dürfen wir jetzt so viel Nähe haben?“, fragte der Hund der Bremer Stadtmusikanten. „Ja“, pfauchte die Katze. „Einen Meter Abstand, haben sie gesagt zu Hause“, berichtete der Esel. „Einen Meter?“, fragte der Hahn nach. Ratlos standen die Bremer Stadtmusikanten vor dem Räuberhaus. „Aber die da drinnen sitzen auch alle fünf um den Tisch. Die halten sich auch nicht an den Meter Abstand“, miaute die Katze. „Die können nicht rechnen“, stellte der Esel fest. „Wie willst du das wissen?“, erkundigte sich der Hahn. „Schau sie dir an. Das sind ungehobelte Männer. Die können nur saufen und fressen.“ „Müssen wir ihnen jetzt tatsächlich zuschauen, weil du auf diesen Meter bestehst?“, erkundigte sich der Hund noch einmal. „Der Klügere gibt nach!“, sprach der Esel und befahl Hund, Katze und Hahn schlussendlich auf seinen Rücken.
„Rapunzel lass mir dein Haar herunter?“, rief die böse Hexe. „Warum sollte ich?“, fragte Rapunzel. „Weil ich es dir befehle und du zu gehorchen hast.“, schrie die Hexe. „Aber in der Zeitung von gestern steht, dass wir Mundschutz tragen müssen und einen Meter Abstand halten müssen.“ „Und, wenn kümmert` s?“, grölte die Hexe. „Mich besorgt es“, widersprach Rapunzel leise. „ Lass endlich dein Haar herunter!“, brüllte die Hexe schon sehr ungeduldig. „Ich will mich nicht anstecken!“, wich Rapunzel aus. „Anstecken? Mit was denn? “, fragte die Hexe nach. „Hast du schon einen Abstrich machen lassen?“, wollte Rapunzel wissen. „Einen Abstrich?“ „Ja, einen Abstrich. Der Königsohn hat ihn gemacht. Er darf zu mir.“, schwatzte Rapunzeln. „Bist du verrückt? Der will dich nur rumkriegen. Lass sofort dein Haar herunter!“ „Nein. Erst, wenn du ein Attest mithast!“, schloss Rapunzel und ging in ihr Turmzimmer zurück.
Dornröschen ging durch das Königsschloss. Endlich waren ihre Eltern einmal nicht zu Hause. Jeder ihrer Schritte wurde von ihnen überwacht. Sie ging von einem Zimmer zum nächsten. Im alten Turm war sie noch nie gewesen. Er war baufällig, aber in Dornröschens Augen geheimnisvoll. Sie öffnete eine alte Tür. Eine betagte Frau saß am Spinnrad. „Guten Tag gute Frau“, begann Dornröschen. „Ich darf zwar nicht alleine in diesen Turm, aber heute habe ich alle Freiheiten, weil meine Eltern jemanden besuchen.“, begann es zu quasseln. Die alte Frau grinste sie an. „Eigentlich darf ich dich gar nicht besuchen“, fiel es plötzlich Dornröschen ein. „Alte Menschen sind besonders gefährdet von dieser Carina oder Corona“, schwatzte Dornröschen weiter. „Aber ich habe ja nicht gewusst, dass ich dich hier treffe.“ „Komm doch näher kleines Mädchen. Bist du nicht des Königs Tochter?“ „Ja, das bin ich, aber ich verlasse dich wieder. Ich will dich nicht gefährden. “ „Bleib doch hier, du albernes Ding!“, schimpfte die alte Frau hinter ihr her.
Hänsel und Gretel standen vor dem Knusperhäuschen. „Eine gesegnete Mahlzeit“, sprach Hänsel und brach sich ein Stück vom Dach ab. „Dir auch lieber Bruder!“, antwortete Gretel und brach sich ebenfalls etwas ab. Da trat plötzlich eine steinalte Frau vor die Tür. Die beiden Kinder erschraken. „Ei, ei, liebe Kinder, kommt nur herein. Es soll euch gut gehen bei mir.“ Misstrauisch besahen die beiden die alte Frau. „Irgendetwas stimmt nicht mit dir“, begann Hänsel. „Du schaust so komisch aus. Hast du die Corona?“ Die Hexe lachte laut. „Die Corina, nein die ist mir entwischt. Kommt doch endlich ins Haus.“ „Besuch bei alten Leuten ist uns verboten!“, quasselte Gretel. „Wir sind folgsame Kinder. Wir haben uns nur verlaufen. Wenn wir uns gestärkt haben, gehen wir wieder weiter.“ „Nein, auf keinen Fall. Ihr könnt nicht einfach weiter laufen. So geht das nicht!“, schrie die böse Hexe erbost.
„Endlich einmal niemand in diesem Laden“, freute sich die Königstochter. „In Ruhe einkaufen, die schönsten Kleider für mich ganz allein. Ach ist das herrlich!“, jubelte sie. „Mein Vater will mich verheiraten. Aber diese Freier!“, flötete sie der Verkäuferin zu. Stolz drehte sie sich vor dem Spiegel. „Diese Männer, die mein Vater für mich aussucht, können mir gestohlen bleiben. Vor allem dieser König Drosselbart. Nie und nimmer werde ich den nehmen.“ Schließlich kaufte sie das ganze Geschäft leer. „So eine Gelegenheit“, sprach sie zur Verkäuferin. „Keine Kundschaft im Geschäft. Ich habe alles für mich alleine.“ „Es ist wegen dieser Corona“, flüsterte die Verkäuferin. „Corona? Hoffentlich bleibt sie noch lange im Märchenland. Es ist ein Traum, alleine zu shoppen.“
Die Brüder Grimm saßen verärgert am Tisch. „Diese Corona bringt alles durcheinander“, gestand einer der Brüder. „Was können wir dagegen machen?“, fragte er seine Brüder. „Wir müssen alle Märchen neu schreiben, ganz einfach.“ „Bist du verrückt. Jahrelange Arbeit wäre umsonst gewesen. Das kommt für mich überhaupt nicht in Frage!“ „Hast du einen besseren Vorschlag?“, fragten ihn die Brüder. „Ja!“, strahlte er in die Runde. „Ich mache mich auf und suche Doktor Allwissend auf. Der wird eine Lösung für uns haben! Der wird wissen, wie wir die Corona besiegen können.“ „Vielleicht hast du Recht. Satteln wir sofort unsere Pferde und machen wir uns auf den Weg!“
Die Brüder ließen alles liegen und stehen und ritten voll Hoffnung in die Zukunft. Und wenn sie nicht gestorben sind, leben sie noch heute.
© Elfriede Maria Aufreiter
Wo machst du heuer Urlaub?
Alles etwas ungewiss…..
Was wäre mit einem Urlaub in der Kirche?
Ja, in der Kirche!
Nicht eine ganze Woche lang, das wäre doch ein wenig übertrieben. Auch nicht einen ganzen Tag.
Nein, eine Stunde, oder etwas kürzer.
In Ruhe da sein. Kein Homeoffice, kein Alltag . Raus aus dem Einerlei.
Eine Stunde nur für dich. Am Sonntag. Den würde ich empfehlen. Zeitlich gibt es zwei Angebote.
Manchmal sind spannende Geschichten zu hören. Oft auch Altbekanntes. Da kannst du ruhig abschalten, kontrolliert niemand. Mitunter gibt es auch was zum Nachdenken. Musik. Kein großes Konzert, aber immerhin ansprechende Musik.
Nach dieser Stunde warten Überraschungen vor der Tür.
Vielleicht triffst du alte Bekannte, vielleicht erfährst du etwas Neues, vielleicht ergibt sich ein angeregtes Gespräch, vielleicht ein Lachen aus vollem Munde, vielleicht schaust in überraschte Augen, ……
Du kannst dich nachher ev. zum Frühschoppen treffen. Du kannst aber auch einfach nach Hause gehen, oder fahren und mit frohem Herzen in den Sonntag, in die kommende Woche gehen…..
Wäre das nicht ein verlockendes Urlaubs-Angebot?
Ich würde mich freuen, dich wieder einmal zu treffen!
Elfriede Maria Aufreiter
Peter schmiedet Ferienpläne
Peter sitzt mit seiner Familie beim Abendessen. „Wo fahren wir eigentlich heuer auf Urlaub hin?“, will seine Schwester Ursula wissen. „Ans Meer?“, fragt Peter gleich nach. Papa und Mama blicken sich an. „Große Pläne können wir noch nicht machen“, antwortet Papa. „Aber ich will wieder einmal ans Meer! Zumindest an einen See!“, ruft Peter. „Mit Meer wird es sicher nichts“, sagt Mama. „Dann an einen See“, behaart Peter. „Kannst du überhaupt noch schwimmen?“, scherzt Schwester Ursula. „Spinnst, sicher kann ich noch schwimmen, oder?“ Peter ist unsicher. „Klar kannst du noch schwimmen, wenn man das einmal gelernt hat, dann kann man das immer. Das ist wie mit dem Radfahren. Das kann man auch immer.“ „Oh ja, machen wir einen Radurlaub“, schlägt Peter jetzt vor. „Einen ganzen Tag Radfahren, aber auch über Wald- und Wiesenwege“. „Nein“, wehrt sich Ursula. „Da will ich lieber einen ganzen Tag Computerspielen.“ „Das darfst du sicher nicht“, widerspricht ihr Peter.
„Wir könnten doch bei Oma und Opa Urlaub machen“, bietet Peter weiter an. „ Alle miteinander im Garten zelten. Vielleicht sogar ein Baumhaus bauen. Hilfst du mit Papa?“ Peter ist Feuer und Flamme. „Wir könnten aber auch unsere Tante Frieda besuchen und bei ihr ein paar Tage bleiben“, fällt Ursula ein. „Bei der ist es immer so lustig, die hat immer so super Einfälle und die kocht so gut.“ „Wir könnten aber auch einmal Bergsteigen, das haben wir noch nie gemacht“, Papas Idee. „Wir könnten aber auch zu Hause bleiben und es uns da gemütlich machen. Lesen, spielen, ins Freibad, wandern“, wünscht sich Mama. „Das ist langweilig. Ich will etwas erleben Mama. Du doch auch, oder?“, lacht Peter und drückt sich an Mama.
Was möchtest du gerne in den Ferien machen? Hast du schon Ideen?
©Elfriede Maria Aufreiter
Peter bekommt Hilfe vom Freund Stefan
Peter kann sein Mathe Hausübungsheft nicht finden. Mama ist sauer, weil sie schon ins Büro muss und Peter das Heft noch immer sucht. Missgelaunt brechen sie auf. Peter geht grantig auf seinen Platz. Hängt seine Schultasche auf und sieht plötzlich, dass im Bankfach das HÜ Heft liegt. Sein Freund Stefan kommt gut gelaunt und setzt sich neben ihn. Peter schaut ihn grantig an.
„Bist du auf mich sauer?“, fragt ihn Stefan. „Nein! Aber ich habe das blöde Mathe HÜ Heft in der Schule vergessen. Jetzt habe ich natürlich keine Hausübung machen können. Das wird jetzt großen Ärger geben.“ „Da, schreib schnell von mir ab“, lädt ihn Stefan ein. „Es läutet gleich und das geht sich sicher nicht aus.“ „Jetzt mach schon, los.“ Stefan klappt ihm das Heft auf und Peter nimmt seine Füllfeder zur Hand. Peter schreibt ganz schnell. Stefan sagt ihm die Zahlen an.
Es läutet. „Scheiße, ich bin noch nicht fertig!“, schimpft Peter. „Mach schon, vielleicht kommt die Frau Lehrerin ein wenig später.“ Peter schreibt und schreibt. Er schafft es gerade noch, bevor die Frau Lehrerin das Klassenzimmer betritt. Schnell laufen die beiden nach vorne und legen ihre Hefte auf den Stoß.
Im Morgenkreis erzählen die Kinder vom Wochenende. Stefan war im Kino und freut sich noch immer darüber. Als Peter an der Reihe ist, erzählt er Folgendes:
„Ich möchte nicht vom Wochenende erzählen, sondern von einem besonderen Freund. Ich freu mich so über ihn, weil er immer so tolle Ideen hat. Weil er zu mir hält, auch wenn ich grantig bin. Weil ich mit ihm Blödsinn machen kann, aber auch ernst sein kann. Weil er immer für mich da ist, wenn ich ihn brauche.“ Peter blickt in Richtung Stefan. Der wird fast ein wenig rot im Gesicht. Die Frau Lehrerin blickt nachdenklich vor sich hin und sagt dann: „So einen Freund wünsche ich euch allen liebe Kinder. Danke Stefan.“ Peter und Stefan grinsen sich an. Der Tag ist gerettet.
© Elfriede Maria Aufreiter
Die "Hofer Nandl" will den Fasching nicht ganz sang und klanglos vorüberziehen lassen. Sie hat wieder einmal an Ihren "Heiligsten Herrn Vater in Rom" geschrieben. Am Faschingsonntag wird sie den Brief in der Pfarrkirche vorlesen:
Heiligster Herr Vater in Rom!
Mein Gott, endlich gibt es wieder eine Messe bei uns in Neumarkt. Weißt, das ist mir schon recht abgegangen. Du triffst ja niemanden und du erfährst ja nichts Neues.
Weißt wie das schön ist, wenn uns der Herr Pfarrer wieder zulächelt bei der Messe. Bei die andern sehe ich das ja nicht mit die Masken, kennst ja niemanden mehr. An der Stimme, ja, aber du derfst ja gar nicht so weit zuwi gehen, dass wen verstehst.
Ich bin natürlich spazieren gegangen und habe hin und wieder wem getroffen. Aber weißt, zum Beten habe ich niemanden. Früher haben meine Nachbarin, die Resi und ich Rosenkranz gebetet, aber jetzt sind wir beide froh, dass mir am Zaun miteinander tratschen können. Sonst habe ich ja niemanden zum Reden.
Wie ist das den jetzt bei dir in Rom? Spazieren gehen darfst du sicher auch. Aber da wirst auch immer dieselben Leute treffen und bei denen tut sich ja jetzt auch gar nix.
Du bist auch schon geimpft worden, ich auch. Hat nicht weh getan, gelt.
Aber ehrlich, heiligster Herr Vater in Rom, ich habe schon so genug von dem da. Vom Fasching habe ich gar nix gemerkt. Nicht einen Tanz, dabei wäre ich so ein Tanzkittel. Tanzt du gern? Wir zwei, das wäre eine Gaudi. Ja da Fasching, nur alten Faschingskrapfen gibt’s jetzt zum Kaufen. Weißt, Krapfen back ich mir keine mehr, dös zahlt sie ja gar nicht aus für eine. Außer du kommst auf Besuch, da machat ich dir schon einen ordentlichen Bauernkrapfn mit Staubzucker.
Ein Vorteil war, dass beim Doktor nicht so viele Leute waren, da kummst gleich dran. Zu dir wird der Doktor wahrscheinlich ins Haus kommen, wennst krank bist. Aber du schaust eh so gesund aus. Brauchst du auch nicht viel Tabletten? (Obwohl, jetzt habe ich dich schon lange nicht mehr im Fernsehen gesehen. Bist eh gesund?)Vergiss nicht, jeden Abend ein Kräuter Schnapserl. Das hilft. Ich sammle mir ja die Kräuter selber. Wenn ich dich einmal besuche, kann ich dir einen mitnehmen. Schön langsam muss ich es mir aufschreiben, was ich dir alles mitnehmen muss. Aber nein, du wirst mich erinnern, du bist ja viel gescheiter als ich.
Reisen darfst jetzt auch nicht. Die andern auch nicht. Solln doch daheim bleiben, ist eh so schön bei uns. So a schöner Winter. Habt ihr auch einen Schnee gehabt in Rom? So viel Leute sind spazieren gegangen wie noch nie. Weils nicht fortfliegen können. Bin gespannt, ob du heuer zu uns kommen kannst, fahrst halt mit dem Auto. Weißt, heuer wird das neue Pfarrheim eingeweiht. Ja, da werken sie schon ganz viel, ich sehe es ja vom Fenster aus. Aber das wäre schon eine schöne Gelegenheit. Da täten die Leute schön schauen, wenn wir zwei auf einmal über dem Pfarrplatz zum Pfarrheim gehen würden. Ich schicke dir ein altes Foto von mir mit, damit du mich erkennst. Das war vor 20 Jahre, aber ich habe mich eh kaum gealtert. Dich kenne ich ja vom Fernsehen und der Zeitung.
Als dann, heiligster Herr Vater in Rom!
Gesund bleiben, dös ist das Wichtigste jetzt. Musst dir halt doch eine gescheite Haube aufsetzen, wenn es noch so kalt ist. Nicht dieses kleine Kappl, dös man fast nicht sieht. Wenn du keine Haube hast, musst du es mir schreiben, dann strick ich dir eine ordentliche in weiß oder in schwarz, wie du willst!
Herzliche Grüße deine
Hofer Nandl aus Neumarkt
Die Antwort des Papstes:
Liebe Nandl!
Du bist eine treue Seele. Wenigstens du schreibst mir in dieser besonderen Zeit. Rom ist wie ausgestorben. Der Petersplatz völlig leer. Im Petersdom sind nur die, die wirklich beten wollen. Irgendwie auch wieder schön. So hat alles seine zwei Seiten.
Wenn du von Bauernkrapfen schreibst, läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Die musst du mir unbedingt einmal machen.
Und die Haube hätte ich gern in weiß und in schwarz, wenn ich so frei sein darf. Ich freu mich schon darauf. Ich werde auch allen sagen, dass ich sie von dir bekommen habe. Ich kann mir vorstellen, dass dann alle Kardinäle und Priester in Rom auch so eine haben wollen. Vielleicht gibt es in Neumarkt eine Strickrunde, die dich bei diesem Großauftrag unterstützt.
Gesund bin ich Nandl. Freu mich, dass du auch gesund bist. Trink auch jeden Tag mein Glas Schnaps. Ein Kräuterschnaps mit selbst gesammelten Kräutern das wäre was für mich.
Tanzen würde ich auch gern mit dir. Im Vatikan gibt es ja nur Männer, mit wem sollte ich da tanzen?
Ob ich zur Pfarrheimeinweihung kommen kann, weiß ich noch nicht. Du hast mir keinen Termin genannt. Aber wir zwei verabreden uns ganz geheim und überraschen alle, das wäre ein Spaß.
Danke für das Foto. Ich kann es mir leider nicht auf meinem Schreibtisch aufstellen. Obwohl du neben die Heiligen Maria gut passen würdest. In die erste Schublade kommst du, die muss ich eh oft öffnen.
Bleib du auch gesund Nandl und schreib mir bald wieder
Es grüßt dich ganz herzlich
dein Franzl
Das Krippenspiel
Vincent war stolz. Er durfte den Wirt bei der Herberge Suche spielen. In der Schule hatten sie es geprobt. Heute waren alle Eltern der Schüler zur Aufführung geladen. Nervös guckten einzelne Kinder durch den Spalt im Vorhang. „Ich habe meine Eltern schon entdeckt“, flüsterte Kasper, der Sitznachbar von Vincent. Vincent wollte auch sicher sein, dass seine Eltern und seine Schwester Johanna da waren. „Kinder leise sein und weg vom Vorhang. Eure Eltern sind alle da!“, sprach die Klassenlehrerin flüsternd. „Gleich geht es los. Alle Kinder auf ihre Position.“ Aufgeregt liefen die Kinder hin und her.
Der Vorhang ging auf. Josef und seine Maria standen am Rand und bewegten sich zur Mitte hin. „Bei diesem Wirt klopfen wir an. Da ist sicher ein Platz für uns. Ich weiß, dass du schon so müde bist Maria. Bald haben wir ein Bett für dich.“, sprach Josef und legten den Arm um seine Maria.
Er klopfte an die Kulissentür. Der Wirt öffnete die Tür weit. „Was wollt ihr von mir?“, fragte der Wirt Vincent energisch. „Wir suchen ein Nachtquartier. Wenigstens ein Bett für meine Maria.“, sagte Josef. „Ich habe keinen Platz für euch“, rief der Wirt laut. „Aber wir sind schon eine ganze Woche unterwegs.“, sagte Josef und blickte ganz traurig. „Ich habe keinen Platz für euch. Schon alles voll. Kein einziges Bett!“ rief der Wirt donnernd.
Maria zog sich ihr Tuch ins Gesicht. „Ich bin schon so müde“, flüsterte sie. Josef legte ihr wieder die Hand auf die Schulter. „Komm Maria, wir müssen weiter suchen“. Traurig nahm Josef seine Maria an die Hand. Langsam setzten sie sich in Bewegung.
Der Wirt blieb in der Tür stehen und sah ihnen nach.
Plötzlich schrie er mit Tränen in den Augen: „Halt, nein, geht nicht fort.“
„Schert euch fort“, flüsterte die Souffleuse.
Der Wirt machte eine abwehrende Bewegung in ihre Richtung. „Bleibt doch da. Du darfst in meinem Bett schlafen!“, rief der Wirt und machte eine einladende Bewegung mit seinem Arm.
Alle erstarrten. Stille auf der Bühne und im Saal.
Plötzlich setzte Applaus ein. Stürmischer Applaus. Vincent lachte und wischte sich über seine Augen.
„Ein etwas anderes Krippenspiel heuer“– stand in der Schulzeitung. „Maria brachte ihr Kind beim freundlichen Wirt Vincent zur Welt!“
Einen Engel kaufen
Sie betrat das unauffällige Geschäft in einer Seitengasse. Auf einem kleinen Schild war zu lesen: Engelhandel. Sie betrachtete das Schild. War sich nicht sicher, ob das das richtige Geschäft war. Vorsichtig trat sie ein. Glöckchen Klang ertönte leise. Das Geschäft war leer, nur ein Tresen, hinter dem eine mild lächelnde Verkäuferin stand.
„Was kann ich für sie tun?“, fragte sie mit leiser Stimme. „Bin ich da richtig, ich möchte mir einen Engel kaufen?“ Die Verkäuferin schmunzelte. „Ja, da sind sie richtig. Welchen möchten sie den haben?“
„Gibt es vielleicht einen Katalog, aus dem ich mir einen aussuchen kann? Oder haben sie einen Schauraum?“, fragte die Frau zögerlich.
„Beschrieben sie einmal, was sie wollen.“
„Er müsste immer bei mir sein, er müsste mich vor allem beschützen. Er müsste groß sein, mit großen Flügeln und natürlich sehr schnell. Ich bin meist sehr eilig unterwegs. Und mir trotzdem nicht im Weg stehen, er müsste mich vor Dummheiten bewahren. Er müsste mir zulächeln, wenn ich mir wieder einmal nichts zutraue. Er müsste mich erinnern, was ich einkaufen muss. Er dürfte auf keinem Fall verzweifeln, wenn ich schon wieder etwas nicht finde. Er sollte…. Warum lachen sie?“, fragte die Frau.
„Erzählen sie weiter.“
„Nein, eigentlich müsste er klein sein. Nein, mit so richtig großen Flügeln will ich ihn nicht haben. Die würden in der U-Bahn stören. Er müsste in meinem Büro sitzen, wenn der Chef wieder einmal seine schlechte Laune an mir auslässt. Am Abend würde ich ihn auch dringend brauchen. Da bin ich oft einsam.“
„Fehlt noch etwas?“, wollte die Verkäuferin wissen.
„Ja, er müsste nie von meiner Seite weichen. Wissen sie, ich bin oft sehr fahrig. Oft recht unglücklich. Meine Beziehung ist wieder einmal gescheitert. Der Engel müsste mich trösten können. Aber mit mir lachen müsste er schon auch. Ich mag es recht lustig. Und meine Freundinnen müsste er mögen. Wir sind oft miteinander unterwegs und da passiert uns schon hin und wieder etwas Peinliches. Oh, er dürfte für alle anderen natürlich nicht sichtbar sein, nur für mich.“
„Ist das jetzt alles?“
„Darf man sich bei so einem Engel wirklich alles wünschen, was man am Herzen hat?“
„Ja, das dürfen sie. Seien sie ehrlich und äußern sie jeden Wunsch. Dann kann ich ihnen den passenden Engel garantieren.“
„Das ist ja fast wie im Schlaraffenland“, lachte die Frau. „Dann hätte ich noch gern einen zum Kuscheln. Einen der mich in allem versteht. Einen, der mich vor falschen Entscheidungen bewahrt und der mir sagt, wo es lang geht. So einen richtig guten Freund, oder wie die beste Freundin, der ich alles anvertrauen kann. Der mir …..“ Aus der Frau sprudelte es jetzt richtig heraus. Die Verkäuferin sah sie immer noch sehr freundlich an. War längst hinter dem Tresen hervor gekommen und hatte ihr ihre Hand auf die Schulter gelegt.
„Ist das jetzt doch zu viel?“, fragte die Frau tief durchatmend. Sie sahen sich lange in die Augen.
„Sie meinen, diesen Engel gibt es nicht?“, sprach aus den großen enttäuschten Augen der Frau.
Langes beseeltes Schweigen legte sich über den Raum. Tränen lösten sich.
Die Verkäuferin nahm beide Hände der Frau und drückte sie sanft.
„Werde still und hör auf ihn. Er ist längst in dir.“
Maria Empfängnis
„Mama, was hat die Maria angestellt?“
„Welche Maria?“
„Die Maria von der Kirche.“
„Die Maria von der Kirche?“
„Ja, die Maria von der Kirche.“
„Du meinst, die Heine-Klug Maria, die in der Kirche manchmal vorliest?“
„Nein, die meine Ich nicht, die ist doch Lehrerin, die stellt sicher nichts an.“
„Welche meinst du dann?“
„Die Heilige Maria.“
„Die Heilige Maria? Die Mutter vom Jesus?“
„Ja, die Maria meine ich.“
„Aber was soll die Maria angestellt haben? Die war ganz sicher eine ganz Brave, sonst hätte sie der liebe Gott nicht als Mutter für sein Kind ausgesucht.“
„Ja, aber irgendetwas muss sie angestellt haben. Ich glaube sogar, etwas sehr großes!“
„Ich kenne mich überhaupt nicht aus.“
„Wir haben doch Maria im Gefängnis gefeiert. Wenn man ins Gefängnis muss, da muss man schon was Ordentliches angestellt haben.“
„Wir haben Maria Empfängnis gefeiert.“
„Habe ich doch gesagt: Maria im Gefängnis.“
„Empfängnis. Kommt von empfangen. Die Mutter von Maria, das war die Heilige Anna, die hat Maria empfangen.“
„Zuhause?“
„Wahrscheinlich.“
„Da ist die Maria zu ihr auf Besuch gekommen mit dem kleinen Jesus, stimmts?“
„Ja, von mir aus. Für das andere bist du noch zu klein.“
„Du meinst, dass du mir sagst, warum Maria im Gefängnis war?“
„Maria war nicht im Gefängnis. Maria Empfängnis heißt das Fest.“
„Ich möchte, dass heute Nachmittag Oma Empfängnis macht.“
Mama streichelt ihrem Kind lachend über den Kopf.
„Darf ich zur Oma gehen. Vielleicht weiß die, warum Maria im Gefängnis war. Wenn du es mir schon nicht sagst.“
Bald ist Weihnachten
„Du Resi, im Radio haben sie gesagt, das Weihnachten nicht mehr weit ist?“
„Ach so, Weihnachten?“
„Ja, Weihnachten. Dabei hat der Nachbar den „Gugerutz“ noch stehen. Hoffentlich gefrierst ihm den nicht.“
„Ja, aber es ist eh noch so schön das Wetter.“
„Ja, aber bis Weihnachten. So lang hat er noch nie gewartet mit dem Mexen.“
„Er hat halt immer so viel Arbeit, der Nachbar. Und du kannst ihm auch nicht mehr helfen, gelt Sepp.“
„Dabei täte ich das noch so gern. Obwohl mit die neuen Traktoren kenn ich mich auch nicht mehr aus. Und mit meinem 18er kann ich dem seine Geräte auch nicht mehr ziehen. Dabei kummt Weihnachten bald, haben Sie im Radio gesagt.“
„Wie lang ist es noch bis Weihnachten, haben Sie was gesagt im Radio?“
„Ich habe es nicht ganz gut verstanden. 6 Monate oder 6 Wochen?“
„6 Monate, kommt mir ein wenig lang vor.“
„Meinst, haben sie 6 Wochen gesagt?“
„Ich habe es nicht gehört, du hast es gehört.“
„Aber 6 Wochen Resi. Da müsstest doch längst mit dem Keksbacken anfangen.“
„Ja, 6 Wochen bis Weihnachten, da wärst jetzt dann schon höchste Zeit Sepp, da hast recht. Dabei war ich doch noch gar nicht einkaufen für die Keks. Du weißt eh, dass ich da immer so viele Sachen vom Kramer brauche.“
„Ja Resi, dann musst da heut halt Zeit nehmen zum Einkaufen.“
„Aber ich habe mir heute doch vorgenommen, dass ich wieder einmal den ganzen Acker jäte.“
„Ja Resi, das ist auch höchste Zeit. Beim Kraut und den Rüben wachst das Unkraut ganz schön.“
„Ja dös Gartl ist ganz schön viel Arbeit. Und jetzt kummt mir Weihnachten dazwischen und dös Keksbacken.“
„Mei Resi. Da musst du dich halt heuer entscheiden. Entweder das Gartl oder die Keks.“
„Du hast leicht reden. Krautsalat willst du haben und Keks auch.“
„Ist doch alles so gut. Zum Schweinsbraten gehört ein Krautsalat und Keks gehören zu Weihnachten. Dös war immer schon so und dös ist halt so.“
„Ihr Männer habt leicht reden. Aber wir Weiberleut müssen alles machen. Das Kraut und die Keks.“
„Na Resi, dös Kochen ist einfach Weibersache. Das war immer schon so.“
„Ja, Sepp. Aber wie soll ich das heuer schaffen. Geh ich jetzt nicht aufs Krautland, dann finde ich das Kraut bald nicht mehr. Geh halt du zum Kramer.“
„So weit kommt es noch, dass ich einkaufen gehen muss. Ich kenn mich dort ja gar nicht aus. Und was würden unsere Nachbarn sagen. Nein Resi, das mache ich bestimmt nicht. Du bist immer einkaufen gegangen und ich bin immer auf dem Traktor gesessen.“
„Aber jetzt geht mir alles nicht mehr so leicht von der Hand.“
„Mir auch nicht mehr Resi, aber das ist kein Grund, dass du nicht Keksbacken tust.“
„Mir kommt vor, die Zeit vergeht immer schneller. Jetzt haben wir bald Weihnachten und ich bin mit dem Krautland so weit hinten. Dös hätte es doch früher nicht gegeben bei mir.“
„Da hast Recht Resi. Und da hast die Kühe und die Kinder auch noch gehabt.“
„Wie habe ich all das geschafft Sepp? Ich glaube ich werde alt.“
„Wir werden alle zwei alt Resi. Aber ohne Kraut und ohne Kekse geht es einfach nicht.“
„Wie lang ist es noch bis Weihnachten haben sie im Radio gesagt?“
„6 Monat oder 6 Wochen, ich habe es nicht ganz verstanden.“
„Schau halt doch auf den Kalender. Dann wissen wir es bestimmt.“
„Mei gut, dass uns der Rauchfangkehrer immer einen bringt und dass wir den aufhängen. Sonst würden wir das gar nicht wissen. Also schau Resi. Heute ist der 24.“
„Ja genau, der 24. Aber in welchem Monat? Haben sie das nicht gesagt im Radio?“
„Ja schon. Ich glaube August oder September. Das habe ich mir nicht gemerkt.“
„Na ja, wenn erst der 24. August oder September ist. Dann kann ich schon noch zu mein Kraut und zu meine Rüben gehen.“
„Und wenn es der 24. Oktober ist?“
„Mein Sepp, dann kann ich auch noch morgen zum Kramer gehen. Weil Keks backen tue ich doch immer erst Ende November, Anfang Dezember.“
„Weißt Resi, die im Radio tun sich schon leicht. Die sagen da einfach was daher und unsereins kennt sich dann nicht aus.“
„Es wird schon wieder recht werden Sepp. Ist noch jedes Jahr recht worden. Ich geh jetzt zu mein Kraut und zu meine Rüben. Und du bleibst beim Radio sitzen. Vielleicht sagen sie es noch einmal, wann Weihnachten ist.“
„Das brauchen sie mir nicht zu sagen, das weiß ich selbst. Am 24. Dezember ist Weihnachten.“
© Elfriede Maria Aufreiter
Peter streitet mit seinem Freund Stefan
„Spinnst du. Gib sofort wieder her!“, schreit Peter. Er hat heute die ersten Kekse mit als Jause, die er mit seiner Mama und seiner Schwester gestern gebacken hat. „MH, die sind lecker.“ „Du bist sooo gemein. Ich habe eh nur die paar bekommen und du nimmst mir gleich so viele weg.“ „Es waren nur zwei“, verteidigt sich Stefan. „Du hättest mich zumindest fragen können!“, schreit Peter. „Dann hättest du mir sicher keine gegeben.“ Stefan guckt frech und sagt dann doch leise: „Entschuldigung“. „Ich nehme deine Entschuldigung nicht an, du Blödmann!“
Die beiden schauen sich böse an und reden ganzen Vormittag kein Wort miteinander.
„Er hätte mich wenigstens fragen können. Ich würde ihm nie etwas einfach so wegnehmen. Ich rede kein Wort mehr mit ihm. Der kann mir gestohlen bleiben.“, beschwert sich Peter sei seiner Mutter. „Aber er ist doch dein bester Freund“, bringt Mama ein. „Mir egal, so etwas macht man einfach nicht.“ „Was brauchst du jetzt, dass die Keks-Sache wieder gut ist?“, fragt ihn die Mama. „Nichts, ich will nicht gut sein. Er hat nie Kekse mit.“ „Seine Mama ist ziemlich beschäftigt. Ich glaube, die hat keine Zeit zum Kekse backen.“ „Was kann ich dafür?“ Beide schweigen. „Hat sich Stefan bei dir entschuldigt?“ „Ja, aber ich habe sie nicht angenommen.“
„Was tätest du an Stefans Stelle?“, fragt Mama. Peter denkt nach. „Ich würde für ihn Kekse backen und morgen in die Schule mitnehmen.“ „Aber alleine könntest du keine Kekse backen.“ „Da hast du Recht. Ich würde dich fragen, ob du mir helfen könntest.“
Da läutet das Telefon. Stefan ist am Apparat. „Entschuldige Peter“, sagt er stockend. „Ich kaufe dir heute Keckse von meinem Taschengeld. Sind wir wieder gut?“, fragt er nach. Peter schweigt. „Ok.“ „Aber die gekauften sind nicht so gut, wie die von deiner Mama.“, gesteht Stefan. „Macht nichts“, antwortet Peter kurz angebunden und legt auf.
Plötzlich springt Peter vom Sessel. „Mama, könnten wir mit Stefan Kekse backen, wenn seine Mama nie Zeit hat.“ Mama lächelt. „Sicher gern.“ „Gleich?“ „Ja, Zutaten für einen Mürbteig habe ich sicher zu Hause.“ „Ich rufe Stefan sofort an. Er soll gleich kommen.“, freut sich Peter. Mama lacht. „Ein bisschen Zeit musst du mir schon geben, damit ich den Teig vorbereiten kann.“ „Da können wir ja in der Zwischenzeit mit einander spielen“, jubelt Peter und läuft zum Telefon.
Ein schreckliches Erlebnis an einem meiner Lieblingsorte
Der Eingang stand ein wenig offen. Ich blickte neugierig hinein. Dunkel, ein kleiner Platz zum Sitzen. Wie man sich in so etwas fühlt? Ich blickte um mich. Niemand zu sehen. Ich trat ein, setzte mich. Behaglich. Eine kleine grüne Taste. Ich drückte. Nichts, Dunkelheit. Ich schloss die Pforte zaghaft. Wie in einer dunklen Höhle. Plötzlich öffnete sich rechts eine Pforte und ein Mann trat ein. Was mache ich jetzt? Er begann zögernd zu sprechen.
„Ich weiß nicht mehr, wie man das macht. Aber ich muss mit jemanden reden. (Draußen war es grün.)Ich habe einen großen Fehler gemacht und mache ihn noch immer.“ Der Fremde stockte. Mir wurde es heiß und kalt. Ich drückte mich fest an die Wand, damit er mich nicht sehen konnte. „Sie sind doch auch ein Mann. Na ja, halt ohne Frau. Wissen Sie, sie ist so hübsch, so lustig, so aufgeschlossen. Ich kann einfach nicht widerstehen. Blöd nur, sie ist verheiratet und ich auch. Das darf niemand erfahren. Ich muss sie immer wieder treffen. Sie hat mich so verhext und sie ist so sexy. Mit meiner Frau ist es nach so vielen Jahren nicht mehr so spannend.“
Die Stimme kam mir irgendwie bekannt vor. An wen erinnerte sie mich nur?
„Wissen sie eh, Routine kehrt ein, immer dasselbe, wenn sie mich verstehen. Bei ihr fühle ich mich wieder wie zwanzig. Wir machen so verrückte Dinge, die könnte ich mit meiner Ehefrau niemals machen. Dabei ist ihr Mann ein guter Freund von mir. Es ist oft so peinlich, wenn ich ihn treffe. Aber ich kann nicht anders, ich muss mit dieser Frau zusammen sein. Wir machen es eh ganz, ganz heimlich. Treffen uns, wo uns bestimmt niemand kennt. Und trotzdem habe ich ein schlechtes Gewissen. Was soll ich nur machen?“
Die Stimme. Ich kannte diese Stimme. War das nicht?
„Können Sie mir einen Rat geben? Ich will und kann einfach nicht aufhören. Sie ist so eine tolle Fee. Die Zeit mit ihr gibt mir so viel. Ich bin mit Energie vollgepumpt, seit wir ein Verhältnis haben. Ich bin ein neuer Mensch.“ Er schwieg kurz. „Vielleicht sollte ich mich scheiden lassen. Aber wir haben beide Kinder, die wollen wir nicht verlieren. Was soll ich machen? Helfen Sie mir doch bitte.“
Das war doch… Das gibt es nicht, ich kann es nicht glauben.
„Bitte, sagen Sie doch etwas.“
Ich hüstelte. Ich saß in der Klemme. Ich durfte mich auf keinen Fall zu erkennen geben. Mein Gott, was mache ich nur? Was sage ich nur? Er wird auch meine Stimme erkennen. Ich versuchte zögernd und hüstelnd mit tieferer Stimme zu antworten.
„Ich kann Ihnen auch keinen Rat geben. Ahnt Ihre Frau etwas?“
„Nein, sicher nicht. Die ist mit den Kindern, Haushalt und arbeiten gehen beschäftigt. Die ist froh, wenn sie am Abend ihre Ruhe hat.“
„Aber ganz zufrieden sind Sie mit ihrer momentanen Situation auch nicht, oder?“
„Ehrlich, ich habe viel schlechtes Gewissen. Aber das Verlangen ist so ungemein groß. Ich muss sie immer wieder treffen.“
„Sie riskieren ihre Familie zu zerstören. Wie geht es Ihnen damit?“
„Das ist es ja, ich will meine Familie nicht verlieren, sie auch nicht ihre. Aber voneinander können wir auch nicht lassen. Ihr geht es genauso wie mir. Meine Frau und ihr Mann dürfen nie davon erfahren.“
„Und wenn Sie das Verhältnis beenden? Sie könnten ja versuchen, mit ihrer Frau wieder mehr Schwung in Ihre Beziehung zu bringen.“
„Sie kennen meine Frau nicht. Da geht nichts, die ist dauernd müde.“
„Vielleicht gehen sie miteinander in eine Eheberatung.“
„Nein, wenn ich das vorschlagen würde, dann würde sie mich kontrollieren und zu schnüffeln anfangen. Weil dumm ist sie nicht!“ Mir wurde das zu heiß.
„Ich muss jetzt das Gespräch abbrechen, ich habe einen wichtigen Termin. Sie können jederzeit wieder kommen und wir reden weiter, wenn sie wollen.“ Ich begann zu husten.
Der Mann erhob sich und bedankte sich für das Gespräch. Er kommt sicher wieder. Es hat ihm gut getan, mit jemand Außenstehenden zu reden.
Ich wünschte ihm hustend noch alles Gute und wartete, bis er draußen war. Gibt es etwas Schlimmeres?
© Elfriede Maria Aufreiter
Peter will in den Ferien zelten
Peters Großeltern haben ihn und seine Schwester Ursula zum Zelten im Garten eingeladen. Peter hüpft vor Freude. Seine Schwester steigt unsicher von einem Fuß auf den anderen.
„Schlafen wir ganz ohne Mama und Papa im Zelt?“, fragt seine Schwester nach. „Ja sicher. Das wird total super. Ich werde mir Chips und Süßigkeiten mitnehmen und Limonade. Natürlich eine Taschenlampe. Nein, am besten zwei Taschenlampen, wenn eine nicht funktioniert in der Nacht.“
„Was ist, wenn Tiere in der Nacht kommen?“, fragt Ursula ängstlich nach. „Wer soll da schon kommen? Bären?“, lacht Peter. „Nein, aber die Nachbarkatzen und die vielen Käfer, die in Opas Garten sind.“ „Die Katzen schlafen sicher auch in der Nacht. Wir liegen doch auf Luftmatratzen und können das Zelt mit einem Reißverschluss zusperren“, beruhigt sie Peter. „Und Geister?“, Ursula macht ein fragendes Gesicht. „Ist doch lustig, wenn uns jemand erschreckt! Oder?“ Davon ist Ursula überhaupt nicht begeistert. „Ich glaube, ich schlafe lieber bei Oma und Opa im Haus“, gesteht Ursula. „Nein, bitte, bitte, schlaf auch im Zelt. Alleine ist es überhaupt nicht lustig. Ich verspreche dir, ich pass ganz gut auf dich auf“, verspricht Peter. „Ich weiß nicht. Was tun wir, wenn uns kalt wird?“ „Wir haben einen ganz dicken Schlafsack, da wird uns sicher nicht kalt.“ „Und wenn ich aufs Klo muss? Das muss ich immer, wenn ich aufgeregt bin.“ „Dann gehe ich mit dir. Oma und Opa lassen uns das Haus offen.“ Ursula ist sich immer noch nicht sicher, ob sie im Garten zelten will. „Schau, da kannst du mit der Taschenlampe so lange lesen wie du willst, du Leseratte. Wir können uns Geistergeschichten erzählen, das ist lustig. Wir können ganz lange wach bleiben und niemand regt sich auf….“ Peter will seiner Schwester das Zelten unbedingt schmackhaft machen. Schließlich hat Peter sie überredet. Sie fangen aufgeregt an, alle Dinge zusammenzusuchen, die sie zu Oma und Opa mitnehmen wollen. Das erste Abenteuer in den Ferien kann beginnen.
Was hast du vor in den Ferien? Worauf freust du dich schon?
Die Hofer Nandl hat nicht nur im Fasching etwas zu sagen!
Heiligster Herr Vater in Rom!
Eigentlich war ich recht enttäuscht von dir, nach dieser Synode, du weißt schon. Wo du den Frauen nicht viel zutraust. Aber dann habe ich im Fernsehen gesehen, dass du von denen in Rom ziemlich in die Zange genommen wirst. Dass du endlich ein Papst bist so ähnlich wie Jesus es damals war, und das passt denen da unten nicht. Ich halte wieder zu dir.
Vergessen wir die kleine Unstimmigkeit.
Jetzt haben wir alle viel Wichtigeres zu tun.
Dieser Virus, bist du eh auch zu Hause? Weißt eh, Heiligster Herr Vater in Rom, wir sind schon eine „Risikogruppe“, sagen sie im Radio. Na ja, dann bleiben wir halt zu Hause. Du wirst ja auch ein Telefon in deiner Wohnung haben.
Stell dir vor, wie das alles angefangen hat, mit nicht einkaufen gehen die alten Leute, da hat es bei mir geklingelt und so ein Ministrant steht draußen und fragt, ob ich etwas brauche? Mei, da habe ich mich schon recht gefreut. So ein Lieber. Ich brauch ja nicht so viel, aber Brot und Milch geht mir schon ab und das kauft er mir jetzt immer. Und einmal waren meine Medikament gar, da ist der sogar zum Doktor gegangen.
Hast du eh auch wenn, der für dich einkaufen geht? Ich weiß, dass du dir auch selber kochst. Ich weiß ja nicht, ob es in Rom auch solche liebe Ministranten gibt wie bei uns!
Ja und beten sollen wir, weil wir keine Messe nicht haben. Jetzt haben ja alle mehr Zeit, wenn sie alle daheim sind. Ob sie es auch tun? Schaden täte es uns nicht.
Ich beten halt meinen Rosenkranz zweimal, ist auch nicht schlimm. Ich habe ja Zeit. Den Frühjahrsputz habe ich schon gemacht. Alle Kasteln ausgeräumt und außergewischt, hast du das auch schon getan? Alles sauber gemacht, aber in so einer kleinen Wohnung ist man ja schnell am Ende.
Und das sage ich jetzt nur dir, eine kleine Runde gehe ich schon jeden Tag. Sonst haltest es ja nicht aus, immer nur daheim. Aber ich weich eh ganz weit aus, wenn ich jemanden sehe. Ehrlich!
Und mit der Nachbarin tratsche ich schon übern Zaun. Wir halten auch Sicherheitsabstand. Man muss ja ein bisserl informiert sein, was sich so alles tut, wenn man nicht so viel fortkommt. Wenn man nicht einmal in die Kirche kommt, weil da erfahre ich schon immer viel Neues. Eh nach der Messe.
Hin und wieder ruft auch die Verwandtschaft an, dös ist auch recht schön. Es geht eh allen gut. Keiner hat diesen Virus. Da bin ich dem Herrgott schon recht dankbar.
Und Kerzen soll ma jetzt auf die Nacht anzünden und einen Vater unser beten. Weißt, ich habe nur so a Wetterkerze, wann ein Gewitter ist und kein Strom da ist. Mit der muss ich schon ein wenig sparen. Ich zünd sie halt um Achti an und lösch sie nach dem Vater unser sofort wieder aus.
Und die Kirchenglocken läuten auch um die Zeit, dös ist recht schön, aber auch ein wenig enterisch, weils jetzt überall so ruhig ist. Keine Wirthäuser offen, keine Autos und Leut siehst du überhaupt keine. Fast wie früher.
Wie ist das bei dir in Rom? Ist es auch enterisch, wenn der Petersplatz leer ist und der Petersdom? Hast eh wenn zum Telefonieren, sonst rufst mich halt wieder einmal an!
Du ehrlich, heiligster Herr Vater in Rom, ich bin gar nicht so böse, wegen dem jetzt!
Können sie nicht immer einkaufen rennen, weil eh alle Geschäfte zu haben. Müssen die Frauen wirklich immer wieder neue Gwander haben? Und dann hauen sie es eh gleich wieder weg. Und überhaupt, immer alles immer wieder neu.
Und müssen die Leut alle immer so weit fortfliegen? Ist doch eh so schön bei uns. Vögel zwitschern jetzt so schön, Himmelschlüssel blühen, Sonne scheint, da Himmel is so blau!
Weißt, früher haben wir das alles auch nicht gehabt und die Leut waren auch zufrieden.
Ich freu mich, wenn ich im Keller noch Äpfel habe und kann mir einen guten Apfelstrudel machen. Schade, dass du so weit weg bist, sonst hätte ich dir auch einen gemacht. Ich hätte ihn dir eh nur vor die Tür gestellt. Ich weiß schon, mir müssen auf uns schon aufpassen.
Weißt, dös immer mehr und mehr und na, jetzt ist dös endlich aufgehalten worden. Jetzt wissens auf einmal alle, dass die Gesundheit das Wichtigste ist. Und für mich ist schon der Herr Gott auch wichtig.
Und Zaumhalten. Ja, dös lernen jetzt wieder alle. Dass einer auf den andern a wenigerl schaut. Dös gefreut mich schon besonders. Weißt, da ruft eini an und fragt, ob es mir eh gut geht. Ich kenne sie vom Kirchengehen. Ein wenig plaudern, dös tut mir schon gut.
Ja, heiligster Herr Vater in Rom, dös ist heuer eine besondere Fastenzeit. Ruhiger, vielleicht a für den einen oder anderen a wengerl besinnlicher. Keiner muss fort rennen, beten kann ma auch daheim. Und wann zu Ostern die Kirchen auch noch gesperrt ist, dann schau ich mir dös im Fernsehen an. Irgendwas werden sie schon bringen. Einfach, weißt, a bisserl so wie früher. A wenig fasten, dös schadet uns auch nicht und a wenig mehr beten.
Es schadet der Kirche auch nicht, einfacher, weißt, nicht so viel Prunk, wie man im Fernsehen oft sieht bei die großen Messen in Rom. Da Jesus hat doch auch nur so einen Umhang gehabt und ist bloßfüßig gegangen. Und ein paar Frauen dazwischen, dös tät Rom auch nicht schaden. Manche Frauen haben wirklich gute Einfälle. Können es manchmal besser als die Pfarrern. Der Jesus hat doch auch Frauen bei ihm gehabt. Warum dürfen die in Rom nicht dabei sein? Bei uns in Neumarkt ist das Gott-sei-Dank anders.
Also dann, heiligster Herr Vater in Rom, gesund bleiben – dös ist jetzt das Wichtigste.
Gsund bleiben, beten und die andern nicht vergessen. Ja, ja, dös lernt uns die Krise.
Es grüßt dich ganz herzlich die
Hofer Nandl aus Neumarkt 24.3.20
So ein Quatsch!
Meine sehr geehrten Damen, liebe Genossinnen, liebe Mitstreiterinnen - und natürlich auch geehrte Herrn!
Endlich ist es so weit!
Der Tag ist da!
Die Stunde ist gekommen.
Uns allen fehlt doch nur noch eins:
Eine Frauenpartei!
Die wollen wir hier und heute aus der Wiege heben.
Unser Wahlprogramm:
- Frauenquoten sind für uns selbstverständlich. Überall – auch beim Kameradschaftsbund und im Priesterseminar.
- Eine verpflichtende Kaffeepause von einer Stunde am Vormittag und am Nachmittag. Da werden die wirklich wichtigen Dinge besprochen: Welchen Kuchen gibt es heute? Und: Wer hat mit wem, was?
- Keine Damenkleider unter Größe 40 mehr in den Auslagen der Geschäftswelt.
- Ein Aus für BH und Unterwäsche die zwickt!
- High Heels nur für die Frauen, die sie freiwillig anziehen und tragen wollen.
- Keine Umsatzsteuer mehr auf Tampons, Binden, Slip Einlagen und Kosmetikartikel.
- Schokolade als Gesundheitsvorsorge für Frauen.
Mit diesem Wahlprogramm werden uns sicher nicht nur die Frauen wählen.
„Was a Frauenpartei wollts gründen? So a Quatsch! So a Blödsinn!
Wir haben doch eh lauter Frauenparteien:
Die Schwarzen, die Roten, die Blauen, die Grünen, die Neos. Dös reicht!“
© Elfriede Maria Aufreiter
Die Stalltür von Bethlehem steht offen
Alle Hirten auf dem Feld hatten die Botschaft vernommen. Ein neuer König, ein Messias war in einem Stall in Bethlehem zur Welt gekommen. Aller erhoben sich. Der eine neugierig, der andere ängstlich, der dritte zaghaft. So wie sie im Leben waren und machten sich schließlich auf, den Stall zu suchen.
Unterwegs quasselte Jakob ununterbrochen. „Hast du das gehört? Ich bin so aufgeregt. Stell dir vor, ich werde einen neuen König sehen. Wie wird er wohl aussehen? Ob er eine Krone trägt? Ob er in Gold und Silber gekleidet ist? Ob er mich reich beschenken wird, weil ich zu ihm komme?“
„Jetzt hör endlich mit deiner Fragerei auf Jakob.“, sagte Noah energisch. „Du kannst so nerven mit deinen Fragen. Vielleicht haben wir uns alle getäuscht. Vielleicht hat sich jemand einen Scherz mit uns erlaubt. Wir laufen etwas nach, das es doch nicht geben kann. Ein neuer König. Der wird in einem Stall zur Welt kommen. Jakob, das kann es doch nicht geben, oder?“, zweifelte Noah.
„Wir werden es schon sehen. Ich lass mich von deinen Zweifeln nicht abbringen. Ich will den Messias unbedingt sehen“, antwortete Jakob energisch.
„Ich habe mich so erschrocken. Ich dachte Blitze erhellen den Himmel“, brachte sich Lot vorsichtig ein. „Ich war so geblendet von dem Licht. Habe ich das geträumt?“
„Du hast das nicht geträumt Lot, wir alle haben auch diesen hellen Schein gesehen.“, beeilte sich Josua. „Jetzt kommt endlich etwas schneller. Womöglich zieht der neue König wieder weiter und wir haben ihn verpasst. So geht endlich flinker und hört mit eurer Quatscherei auf.“
„Brennt dort hinten in dem Stall nicht Licht?“, fragte Adam zaghaft. „Mir ist ganz komisch in meinem Bauch. Am liebsten würde ich wieder umkehren. Ich schäme mich so, dass ich immer so vorsichtig und leise bin. Gehen wir doch alle wieder zurück zu unseren Schafen und zur Glut. Dort gehören wir hin, dort haben wir es doch gut. Da kennen wir alles. Wenn in dem Stall etwas ganz anderes auf uns wartet, als ein neuer König. Das kann doch nur ein Hirngespinst sein.“, beendete Adam leise seine lange Rede.
Die anderen staunten. Adam sprach oft einen ganzen Tag kein einziges Wort mit den anderen Hirten. Seine Schafe führte er sanft über die Hügel. Die Hirten blieben stehen.
„Was machen wir jetzt?“, fragte Jakob. „Gehen oder umdrehen?“
„Ich bin auch eher für umkehren“, sprach Noah. „Das kann doch nur eine Einbildung sein.“
„Jetzt sind wir schon auf dem Weg, die paar Meter noch. Dann wissen wir alle, was das zu bedeuten hatte.“, Josua sprach dieses Machtwort. „Wir gehen alle zusammen. Schluss aus!“ Damit ging er mit seiner Laterne in der Hand voran. Die anderen stolperten hinter ihm her.
Die Stalltür war einen spaltbreit offen. Jakob drängte dagegen. Er wollte endlich Klarheit.
„Ein unscheinbarer Stall.“, flüsterte Lot. „Was macht diese Familie da?“
Jakob drängte nach vorne. Lot, Adam, Noah folgten ihm. Josua hastete vorbei.
„Engel haben uns verkündet, dass in diesem Stall der Messias, der neue König Israels zur Welt gekommen ist. Wir sind gekommen, das Kind zu sehen und ihm unsere besten Segenswünsche zu überbringen!“, begann Jakob mutig. Maria und Josef hörten dem Hirten aufmerksam zu. „Er ist der Messias, der Herr. Der Heiler der Welt.“
„Angeblich“, flüsterte Adam.
Alle Hirten drängten sich um die Futterkrippe, in der ein kleines Kind lag. Ein breites Lächeln legte sich auf die Gesichter der Hirten.
„Gott fängt mit einem kleinen Kind wieder neu an. Wie wunderschön. Seht es euch doch an“, verkündete plötzlich Adam. „Es ist zart und fein. Es hat noch alle Möglichkeiten vor sich. Es wird von allen geliebt, nur weil es so hilflos da liegt. Ich lege dir meine Zaghaftigkeit zu Füssen, kleiner Erdenmensch.“
„Ich habe gezweifelt“, fügte Noah ein. „Meine Zweifel plagen mich oft Tag und Nacht. Wenn ich dich kleines Kind ansehe, dann weiß ich tief in meinem Herzen, dass Gott es immer gut mit mir, mit uns meint. Wie sonst könnte so ein Wunder geschehen in dieser Nacht.“
„Ich lege dir meine ganze Freude in die Krippe. Ich kann es gar nicht glauben, dass ich diese Nacht erleben darf“, sprach Lot. „Ich habe all das nicht geträumt. Vor meinen Augen ist Großes geschehen. Gott ist zu den Menschen herabgestiegen. In einem Kind. Natürlich in einem kleinen Kind lässt er uns seine Liebe spüren“, strahlte Lot glückselig.
Maria hatte ihren Sohn Jesus aus der Futterkrippe genommen und reichte ihn den Hirten. Jeder durfte ihn im Arm halten. Sie streichelten über seine zarten Wangen. Sie legten ihm segnend die Hände auf den Kopf. Sie wiegten ihn in den Armen und summten ein Lied. Ihr Innerstes ward nach außen gekehrt.
Still gingen die Hirten zurück. Sie strahlten mit dem Mond um die Wette. Der eine brummte ein Lied. Der andere drehte sich im Kreis, der dritte schlang die Arme wie wild und der vierte wischte sich immer wieder Tränen von seinen Wangen.
Ihre Herzen standen weit offen, wie die Stalltür für jeden offen stand. Für den Vorsichtigen, für den Ängstlichen, dem Zaghaften, dem Mutigen. Alle hatten gefunden, was sie suchten.
© Elfriede Maria Aufreiter
Peter erlebt eine (h)eilsame Zeit
„Können wir noch etwas spielen?“, fragt Peter seine Mama am Abend. „Nein Peter, können wir nicht. Ich muss noch den Geschirrspüler ausräumen und dann muss ich mich noch um die Schmutzwäsche kümmern.“ „Nur eine Runde Uno.“, bettelt Peter. „Das kenne ich schon. Dann willst du noch eine Runde und noch eine Runde. Geh zum Papa, vielleicht hat der Zeit.“
Peter trottet ins Wohnzimmer. Papa tippt auf seinem Handy herum. „Papa hast du Zeit zum Spielen?“ Papa sieht nur kurz vom Handy auf. „Nein, Peter ich muss da noch etwas Wichtiges für die Firma erledigen. Geh doch zur Mama.“ „Mama hat auch nicht Zeit.“ „Dann geh zu deiner Schwester, die spielt sicher gern mit dir.“ „Die freut das bestimmt nicht. Das kenne ich.“ „Versuche es wenigstens.“
Peter stapft in Ursulas Zimmer. Die sitzt auf ihrem Bett blättert in einer Zeitschrift. „Spielst du eine Runde Uno mit mir?“, fragt Peter seine Schwester. „Nein, das interessiert mich nicht mit dir. Du bist mir zu kindisch.“ Peter streckt ihr die Zunge heraus. Traurig geht er in sein Zimmer. Er zieht sich den Pyjama an und legt sich ins Bett. Trommelt auf seinen Polster und beißt sich auf die Lippen. „Alle sind so was von blöd. Am liebsten würde ich davon laufen. Niemand hat Zeit für mich. Jeden Abend ist es dasselbe.“ Er vergräbt sein Gesicht im Polster. Plötzlich…….
Magst du die Geschichte weiter schreiben?
An der Grenze
„Heut fahrn ma am Nachmittag and` Grenz“, verkündete mein Vater. Meine Oma war wieder zu Besuch, wie jede Ferien. Sie wohnte in der Nähe von Stuttgart und verbrachte die Ferien bei uns, unterstützte meine Mutter. Sie war glücklich bei uns. Dankbar, dass sie meiner Mutter helfen konnte, bei der vielen Arbeit , bei uns sechs Kindern. Wir hatten auch noch ein kleines Gasthaus. Unsere Gäste kannten Oma, weil sie eben jedes Jahr da war. Sie kam mit dem Zug angereist.
Die Fahrt an die Grenze fand jeden Sommer statt. Eine aufregende Reise. Vater verstaute uns ins Auto. Die älteren zwei Geschwister mussten zu Hause bleiben. Das Haus und das Wirtshaus hüten.
Die Strecke kannten wir natürlich aus den Vorjahren. Während der Fahrt sprachen Mutter und Oma über die alten Zeiten. Mutter fragte nach, was mit alten Bekannten, Verwandten geworden war, die ebenfalls vertrieben worden waren.
Meine Oma schrieb uns während des Jahres regelmäßig. In gestochener Kurrentschrift. Mit diesen Briefen tauchten wir in eine weit entfernte Welt ein. Ich war noch nie bei meiner Oma, bei meiner Tante, zu Besuch gewesen.
Die Grenze kam näher. Die Straße wurde enger. Kaum mehr Häuser. „Stadlberg. Ob die Schmicklin nu lebt?“, fragte meine Oma im mühlviertler Dialekt. Mein Vater hielt das Auto an. Mein Herz klopfte etwas schneller. Hier war es gefährlich. Vater wusste nicht recht, wo er das Auto parken sollte. Der Grenzweg, rechts und links davon Wiesen. Allerhand Geschichten über diese Grenze hatten wir im Laufe unseres Lebens gehört.
„Steigts ja nicht auf die andere Seiten!“, befahl unser Vater streng. „Sonst nehman euch die Grenzer mit!“ Folgsam gingen wir immer zwischen den Erwachsenen.
Mein Vater hatte das Fernglas mitgenommen. Auf einer Anhöhe konnte man die Kirche des Ortes sehen, ein paar Häuser. Meine Mutter und meine Oma schauten mit traurigen Gesichtern hinüber.
„Wie lange wird`s dauern, dann können wir nicht einmal mehr umi schauen. Dann sind die Bäume so hoch, dass wir nicht mehr drüber sehen.“ Oma seufzte tief.
Wir konnten in der Ferne einen Wachturm ausmachen. Von einem Stacheldraht war nichts zu sehen. Wir wussten nur aus den Erzählungen der Erwachsenen, dass es so einen gab. Dass der mit Starkstrom gesichert war. Niemand konnte über diesen hohen Stacheldraht entkommen. Dazu bartrollierten die Grenzer schwer bewaffnet am Grenzweg. Wir hatten Geschichten gehört, wonach Autos beschlagnahmt worden waren. Menschen „hinein“ gebracht wurden und es viele Scherereien gab, bis die Autos wieder zurückgegeben wurden und die Menschen heimgehen durften.
Aus einem der Häuser kam eine Frau auf uns zu. Eine alte Bekannte. Freudig wurde einander begrüßt. Ein langes Gespräch begann. Sie erzählte von ihrem Leben an der Grenze, das auch nicht einfach war. Weit weg vom nächsten Ort. Fragte nach alten Bekannten. Die drei Frauen verband eine gemeinsame Geschichte, eine gemeinsame Vergangenheit.
Wir hatten uns längst an den Wegrand gesetzt, natürlich auf österreichischem Boden. Irgendwann stockte das Gespräch. Sie verabschiedeten sich. „Kumts bald wieder“, wünschte sich die alte Bekannte. Meine Oma hielt lange ihre Hände. Wir stiegen ins Auto und fuhren heim. Auf dem Rückweg unterhielten sie sich wieder über Menschen, die wir noch nie gesehen hatten. Über Schwestern meiner Oma, über deren Kinder. Alle irgendwo in Deutschland verstreut.
Meine Oma erzählte am Abend den Gästen im Wirtshaus von unserem Besuch an der Grenze. Irgendwie war es für diese unvorstellbar, dass meine Oma mit Opa – den ich nie kennengelernt hatte – und mit meiner Tante mit nur 50 kg Gepäck aus ihrem Bauernhaus vertrieben wurde.
„Nach dem ersten Weltkrieg wollten die Tschechen uns unbedingt haben. Und nach dem zweiten haben sie alle Sudentendeutschen vertrieben.“ Dieses Unrecht hatte sich tief in sie eingegraben.
Meine Mutter hatte während des Krieges in Linz eine Ausbildung als Kindergärtnerin begonnen. Sie machte in St. Oswald, Windhaag, Grünbach, Praktikum. Deshalb hatte ihre Mutter sie bei Kriegsende von zu Hause abgemeldet. Damit wenigstens eine in Sicherheit war und genug zu essen hatte. So wurde meine Mutter nicht im Viehtransporter weggebracht.
Sie arbeitete nach dem Krieg als Dienstmädchen in Österreich. Die Kindergartenschule war zugesperrt. Lernte meinen Vater hier kennen und lieben. 1948 wurde geheiratet.
Meine Mutter hat oft erzählt, dass sie bei ihrer Hochzeit niemand aus ihrer Heimat an der Seite hatte. Die Eltern, die Schwester durften nicht nach Österreich. Ihr Blick auf dem Hochzeitsfoto ist traurig und herzbewegend.
(Irgendwann begannen jährliche Treffen der Vertriebenen an der Grenze, in Karlstift. Verwandte, alte Nachbarn, Freunde trafen sich zwei Tage lang. Über die Grenze durften sie nicht. Aber die alte Verbundenheit untereinander und mit dem Ort führte dazu, dass sie beschlossen ihre Heimatkirche als Kapelle an der Grenze zu errichten. Dort konnten sie alle hinfahren, eine Messe miteinander feiern. Tränen fließen lassen und spüren, dass sie in ihrer Verlassenheit nicht allein waren. )
Die Grenze im Norden des Mühlviertels blieb lange, realistisch und emotional. Wir Kinder sogen mit der Muttermilch ein, dass die Tschechen falsch sind, dass man mit denen nichts zu tun haben will. Die Tschechen wurden in unseren Herzen als Unmenschen eingepflanzt. Obwohl meine Mutter eine sehr friedliebende Frau war, sie nie jemanden etwas zuleide getan hat. Ganz im Gegenteil. Sie hatte ein großes Herz, aber nicht für die Tschechen.
Nach der Grenzöffnung fuhren meine Eltern in die alte Heimat meiner Mutter. „Nein, das ist nicht mehr mein Buchers. Sie haben aus unserer wunderschönen Kirche einen Schafstall gemacht. Kannst du dir das vorstellen?“ Herzeleid plagte meine Mutter. Der Friedhof, an dem ihr Bruder, ihre Großeltern begraben waren, ein überwucherter Acker. Mit viel Traurigkeit im Herzen kam meine Mutter von diesen Ausflügen nach Hause.
Meine Oma war längst verstorben, hatte diese Bilder nicht mehr miterlebt.
Als viele nach Tschechien einkaufen fuhren, weil dort alles so billig war, zog es von unserer Familie niemand dorthin. Die Grenze war von Kindesbeinen an in uns verfestigt worden.
Und heute: Ist meine Mutter eine alte Frau.
In ihrer Demenzerkrankung lebt sie viele Tage in dieser Vergangenheit, die ihr die alten Geschichten wieder ans Tageslicht bringt. Eine unendliche Einsamkeit macht sich in ihr breit. Eine Verlassenheit, die ihr diese Grenze beschert hatte.
„Was die mit uns Sudetendeutschen getrieben haben. Unvorstellbar!“ Damit begannen viele ihrer Erzählungen.
Diese, inzwischen unsichtbare Grenze, wurde von unserer Mutter in uns Kindern tief eingepflanzt. Mein Herz schlägt noch immer nicht für Tschechien, obwohl ich mir manche Stadt angesehen habe. Diese Grenze kann nicht, wie der Stacheldraht, durchschnitten werden. Es braucht wahrscheinlich noch ein, zwei Generationen diese ganz zu durchbrechen. Wenn die Mutter in die ewige Heimat zurückgekehrt ist, mag auch in uns diese Grenze an Bedeutung verlieren und vielleicht werden unsere Kinder und Kindeskinder unbefangen nach Tschechien reisen.
© Elfriede Maria Aufreiter
Es war einmal………..
Mit diesem Märchen habe ich beim AKUT 2019 Wettbewerb einen Sonderpreis gewonnen.
„Ja es war einmal….Himmel Herrgottnocheinmal….das war einmal!“, schimpfte der Froschkönig. Die Krone ein wenig schief auf den Kopf, schon etwas abgeblättertes Gold. „Es muss sich etwas ändern, sonst können wir überhaupt zusperren!“
„Na, na, was bist du heute so missgelaunt? Ist dir etwas über die Leber gelaufen, oder ist die Prinzessin wieder nicht gekommen?“, fragte Hänsel. „Ja, alles läuft aus den Rudern. Keiner hält sich mehr an seine Rollen. Wo kommen wir denn hin?“, fragte sich der Froschkönig traurig. „Ich werde eine Generalversammlung einberufen! Ja, das werde ich! Großmarschall schreib sofort auf: Morgen treffen sich alle Märchengestalten um 18 Uhr am Brunnen des Froschkönigs. Sehr wichtige Besprechung, es gibt keine Entschuldigung!“ Der Froschkönig setzte seine Unterschrift darunter und beauftragte den gestiefelten Kater, das Schreiben im ganzen Märchenland zu verteilen.
„Wie soll ich das bis morgen schaffen?“, fragte der keck zurück. „Meine Stiefel haben Löcher. Ich habe keine Zeit mir Büffelleder zu besorgen, oder zum Bärenhäuter zu gehen.“ „Dann zieh dir deine lächerlichen Stiefel aus und lauf so, du eingebildeter Kerl!“, befahl der Froschkönig. „Früher machtest du das auch.“ „Ja, es war einmal.“ „Schluss! Aus! Sonst kommt der Knüppel aus dem Sack!“, schrie der Froschkönig und der gestiefelte Kater schlich sich von dannen.
Eine Hexe kam des Wegs. „Guten Tag Froschkönig“, begrüßte sie ihn höflich. „Hast du meinen Prinzen irgendwo gesehen?“ „Den von Schneewittchen?“, fragte er nach. „Ja, diesen schönen Jüngling will ich mir angeln.“ „Der ist doch vergeben. Und ich bin mir nicht sicher, ob das ein guter Fang ist. Ständig sitzt er beim Frisör, bei der Kosmetik. Seine Schönheit lässt auch schön langsam nach. Er will es nicht wahrhaben!“ „Ich will meinen Spiegel befragen, wer hier der Schönste im ganzen Land ist.“ „Die Schönste wolltest du sagen.“ „Das ist keine Frage, sieh mich an. Die paar Warzen lasse ich mir wegoperieren und dann brauche ich diesen Spiegel nicht mehr. Er ist inzwischen fast blind und man kann kaum noch jemanden erkennen.“ „Lass es sein, da kommen die sieben Zwerge.“
Diese flüsterten atemlos: „Ist Schneewittchen in der Nähe?“ „Nein, nicht gesehen“, sprach der Froschkönig ärgerlich. „Habt ihr etwas zu Essen lieber Froschkönig? Bei uns gibt es immer nur Grießbrei!“, riefen die 7 Zwerge. „Uns hängt er schon bei der Zipfelmütze raus!“
Inzwischen tanzte Rumpelstilzchen an und sang ganz laut in den Morgen: „Ach wie gut das niemand weiß.“ Er stockte. „Ach ich habe meinen Namen vergessen.“ „Rumpelstilzchen“, halfen die 7 Zwerge aus. „Ja, stimmt. Ach wie gut das niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß. Warum haben mich meine Eltern nicht einfach Karl oder Heinz getauft, das könnte ich mir leichter merken.“
„Ich kann dich trösten liebes Rumpelstilzchen. Ich finde auch oft mein Hexenbuch nicht. Dauernd verlege ich es mir oder noch schlimmer: Letztens habe ich aus Versehen der Frau Holle einen Knaben als Hilfe gehext. Die hat vor Schreck fast einen Herzinfarkt bekommen.“
„Ihr 7 Zwerge, wo seid ihr“, hörte man aus der Ferne lockend rufen.
„Wo können wir uns verstecken?“, fragten diese ängstlich.
„Ich habe euch leckeren Grießbrei gekocht. Wo seid ihr?“ „Schnell, die 7 Geißlein sind noch nicht zu Hause. Versteckt euch bei ihnen.“, riet ihnen Hänsel. „Oder in meinen Stall!“
„Was, die sind noch nicht zu Hause?“, wollte die alte Hexe wissen. „Diese Pubertät. Ich bin mir sicher, die feiern im Schloss auf dem Ball. Die treiben es ganz schön wild. Bald werden sie zertanzte Schuhe haben, was machen sie dann?“
„Da lobe ich mir Aschenputtel, die läuft vor Mitternacht nach Hause. So ein wohlerzogenes Kind müsste man haben.“, meckerte der Schneider, der gerade mit seiner Ziege eine saftige Wiese suchte. „Meine Söhne sind allesamt zu überhaupt nichts zu gebrauchen. Diese Kinder, diese Kinder. Da mühst du dich als alleinerziehender Vater ab und was ist der Dank? Nicht einmal die Ziege wird satt. Sie träumen vom Schlaraffenland. Das würde ihnen so passen. Von einem Goldesel, einem immer gedecktem Tisch und so einer Wunderwaffe. Nein, diese Jugend!“, beklagte sich der Schneider.
„Was schimpfst du gegen die Jugend?“, beschwerte sich Rotkäppchen, die auf dem Weg zu ihrer Großmutter war. „Wir Jungen müssen doch ausziehen, das Fürchten zu lernen. Ich habe keine Angst mehr vorm bösen Wolf. Er ist längst mein bester Freund. Mit ihm kann ich…“ „Schweig still!“, rief der Froschkönig. „So weit kommt es noch im Märchenland. Rotkäppchen treibt sich mit dem Wolf herum.“ Rotkäppchen lachte schelmisch. „Was dagegen?“
„Frech, frech, ja das sind sie die jungen Leute“, müde und abgekämpft kam die Geißen Mutter mit dem Korb auf dem Rücken daher. „Glaubst du, dass sich die 7 Geißlein einmal das Futter selber holen? Nein, sie tanzen die ganze Nacht und sind dann zu müde. Was soll ich machen, das frage ich euch?“
„Höchste Zeit für die Generalversammlung. Heute Abend noch! Es ist eine ganz brisante, gefährliche Situation, in der wir uns hier im Märchenland befinden. Nichts ist mehr so, wie es sein sollte! Bitte schnell weitersagen: Schon heute Abend findet die große Vollversammlung statt!“
Alle gingen hurtig ihrer Wege und riefen nach allen Seiten: „Große Generalversammlung um 18 Uhr beim Brunnen des Froschkönigs.“
Am Abend polierte der Froschkönig seine Krone wie wild. „Altes Ding, kein Wunder, dass die Prinzessin nicht mehr an den Brunnen kommt. Wahrscheinlich hatte sie längst einen anderen.“
Schließlich versammelten sich alle Märchenfiguren um den Brunnen. Es wurde gescherzt, getuschelt.
„Was gibt es für ein wichtiges Thema, dass der Froschkönig so eilig eine Versammlung einberufen hat?“, fragten sich die meisten.
Die Bremer Stadtmusikanten spielten einen Tusch und dann war es still.
„Werte Bewohner des Märchenlandes. Es freut mich, dass ihr alle gekommen seid. Nicht einmal Rumpelstilzchen und die Hexe haben darauf vergessen.“ Alle sahen die beiden an und lachten. Rumpelstilzchen stampfte hütend mit den Füssen. Die Hexe hielt ihren Hexenstab in die Höhe und drohte allen mit ihren krummen Fingern.
„In unserem Land ist nichts mehr wie es einmal war. Und ich muss euch mitteilen, unser Märchenland hat jegliche Bedeutung verloren. Kein Wunder. Schaut euch doch an:
Die Riesen des tapferen Schneiderleins wollen nicht mehr streiten, sie gehen lieber auf ein Bier oder zwei. Die 13. Fee von Dornröschen ist gestorben. Sie hat sich an den Dornen vergiftet. Der alten Frau Holle fallen sämtliche Decken und Pölster aus dem Fenster, weil sie kein Personal mehr bekommt. Rapunzel hat sich die Haare schneiden lassen, weil das jetzt so Mode ist. Der Hase und der Igel laufen beim Linz Marathon mit. Hans im Glück lässt sich aus seinem Goldklumpen Ringe machen und will jede Frau heiraten, die ihm in den Weg kommt. König Drosselbart hat sich einer Schönheits-OP unterzogen. Ich könnte diese Liste noch endlos fortsetzen.“
Der Froschkönig schwieg bedrückt. Viele schauten betroffen vor sich hin.
„Schaut euch doch an!“, sagte er streng. „Es war einmal…..!“
„Wir müssen doch mit der Zeit gehen!“, riefen die sieben Geißlein. „Ja, genau“, pflichtete ihnen Rotkäppchen bei. „100 Jahr schlafen, wenn interessiert das?“, brachte sich Dornröschen ein.
„Aber so geht es auch nicht mehr weiter“, verteidigte sich der Froschkönig. „Kein Kind, kein Mensch, liest mehr Märchen.“
Bestürzung machte sich breit. „Das wollten wir aber nicht“, gestanden die Jungen reumütig.
„Wenn es so weiter geht, gibt es uns bald überhaupt nicht mehr!“
„Machen wir doch eine Gruppenarbeit und suchen wir gemeinsam nach Lösungen“, schlug die kluge Else vor. Alle waren von dem Vorschlag begeistert.
Nach einer Stunde Beratung wurden die Ergebnisse vorgetragen. Die Alten ließen verlauten: „Die Jungen müssen wieder sittsam leben und sich an die alten Ordnungen halten, die schon hunderte Jahre gelten. Es war einmal…..“
„Wir Jungen? Und was macht ihr Alten?“, wollten die Aufmüpfigen wissen. Der Froschkönig beruhigte alle und lud auch die Jungen ein, ihre Vorschläge darzureichen.
„Wir müssen Werbung für uns machen“, sprach Bruder Lustig keck. „Werbung?“, fragten die Alten nach. „Was ist das?“ „Eine Homepage gestalten, auf Facebook und Twitter jeden Tag posten.“
Die Alten kannten sich leider mit diesen Begriffen überhaupt nicht aus. Es wurde heftig gestritten und diskutiert. Schließlich rief der Froschkönig zur Abstimmung auf.
„Wer ist für Vorschlag eins: Die Jungen müssen wieder, wie es einmal war, sein? Bitte erheben.“ Die Alten standen auf. Rumpelstilzchen und die Hexe sahen verwirrt in die Runde.
„Der zweite Vorschlag mit diesen neumodernem Zeug, wer ist dafür?“ Die Jungen sprangen begeistert auf und machten gewaltig Krach.
Plötzlich trat das kluge Schneiderlein vor: „Ich bin für ein salomonisches Abkommen: Einen Tag, es war einmal…. Und einen Tag, na das da….Was haltet ihr davon?“ Es wurde wieder heftig debattiert. Schließlich bat der Froschkönig die Bremer Stadtmusikanten um eine Fanfare und verkündete feierlich:
„Mein Urteil steht fest: Alle Anwesenden lesen sich ihr Märchen wieder einmal ganz genau durch. Vielleicht können die Jungen unsere Rollen etwas aufpolieren, ebenso meine Krone. Werbung machen für Märchen finde ich famos. Wir brauchen junge Zuhörerschaft. Die sind uns damit sicher.
Dann können wir Älteren wieder im „es war einmal“ schwelgen und die Jungen in die Verantwortung hineinwachsen. Die Versammlung ist geschlossen.“
„Das ist alles?“, fragte Doktor Allwissend nach. „Ja, und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute…..“
Zwischen den Zeiten
Gertrud sah sie mit großen Augen an. Verloren der Blick. Hilfesuchend im Nirgendwo. "Was für ein Tag ist heute?" "Sonntag", antwortete Eva.
"Heute ist Sonntag?", fragte Gertrud gedankenversunken nach. "Ja, heute ist Sonntag. Wollen Sie in Kirche gehen?"
"Ich dachte heute ist Dienstag." "Nein, heute ist Sonntag."
"Das ich schon alles vergesse. Was ist heute für ein Tag?" "Sonntag, wollen Sie Kirche gehen? Dann müssen wir uns fertig machen, sonst kommen zu spät."
Gertrud blickte sich um. Sie kramte in ihren Erinnerungen.
"Heute ist Sonntag?" "Ja, Sonntag."
"Wenn heute Sonntag ist, dann müssen wir ja in die Kirche gehen."
"Wollen Sie Kirche gehen?" "Freilich, am Sonntag muss man in die Kirche gehen. Ich bin immer in die Kirche gegangen. Zuerst in den Stall und dann in die Kirche. Am Sonntag musste ich immer früh aufstehen."
Eva legte die Kleider aus dem Schrank und half Gertrud beim Anziehen.
"Gehört das mir?", fragte Gertrud, die Bluse in der Hand. "Ja, das Ihre Bluse."
"Nein, so eine habe ich nie gehabt. Die hat mir irgendwer in den Kasten gehängt." "Frau Gertrud, das Ihre Bluse. Ich helfe Ihnen anziehen."
Gertrud schlüpfte mit leeren Augen in die Bluse. "Die gehört mir nicht. Wahrscheinlich hat Klara sie einfach hineingehängt. Aber die gehört mir sicher nicht."
Willenlos ließ sich Gertrud weiter ankleiden. Schüttelte immer wieder den Kopf. Besah sich von oben bis unten, geistesabwesend.
"Wieviel Uhr ist es?" fragte Gertrud ihre Helferin. "Sie haben schöne Uhr, schauen Sie einmal." "Ist es acht Uhr?" "Ja, acht Uhr."
"Dann muss ich doch bald schlafen gehen." "Nein, nicht schlafen gehen." "Ich kenne mich jetzt nicht mehr aus. Ist jetzt Abend oder Morgen?"
"Es ist Morgen und wir wollten Kirche gehen." "Ist heute Sonntag?" "Ja, heute Sonntag und Sonntag gehen wir immer Kirche."
"Aber ich habe heute überhaupt noch nichts zum Essen bekommen." "Doch Sie haben Frühstück gegessen." "Ist jetzt in der Früh, nicht Abend?" "Es ist Morgen." "Ich habe schon gefrühstückt?" "Ja, Sie haben."
"Gehen wir dann in die Kirche?" "Ja, wir können jetzt Kirche gehen."
Gertrud blickte suchend um sich. Wo befindest sie sich? Das ist nicht ihr Zimmer......
Der Sehsucht folgen
Ihre Gedanken wanderten immer wieder in dieselbe Richtung, ob sie wollte oder nicht. Aus ihrem gewohnten Rhythmus hatte es sie geworfen, aus der Bahn und nun versuchte sie verzweifelt wieder zurück ins Dasein zu finden.
Wie in einem Gefängnis kam sie sich vor, festgehalten in diesen Erinnerungen und Bildern. Wollte ihnen entkommen und schaffte es nicht. Wusste wohl, dass dieser Teufelskreis zu durchbrechen war, bevor Schaden an ihrer Seele entstand. So konnte es doch nicht weitergehen. Behindert im klaren Gedankenfassen, eingeengt in ein Korsett aus alten Gedankenfetzen.
Da war dieser Abend, der diese Sehnsucht auslöste. Unerwartet und sehr offen traf er sie. Ihre Mauern, Zäune und Grenzen, die sie sonst so eifrig aufstellte, fehlten. Es waren ihm Tür und Tor geöffnet. Er hatte die Chance wahrgenommen - sie es zugelassen. Aber was war es, das sie so gefangen hielt, wenn sie an diesen Abend zurückdachte? Schmeichelte er ihrer Eitelkeit, war das nur Futter für ihr Ego? Seine Aufmerksamkeit war Bestätigung für sie als Frau. Das verbotene erotische Spiel, das sich im Laufe des Abends zwischen ihnen entwickelte, steigerte ihr Selbstbewusstsein.
Sie beunderte verwegene Männer. Diese Kühnheit faszinierte sie, dieser Hauch von Anrüchigkeit. Dieser Mann wollte nur das Eine, ganz einfach. Hielt sie damit in Atem, er artikulierte es offen und nahm sie damit gefangen. Sie war an seinen Lippen gehangen. Er hatte nicht locker gelassen. Hatte ihr immer wieder kühne Bilder angeboten, unter denen sie zu schmelzen begann. Konnte sie dieser Versuchung widerstehen? Ihr Zögern enthielt das wenige an Achtung, das sie vor sich selber hatte und die Angst vor Verletzung ihres Partners. Konnte sie das Ausleben dieses Abenteuers von ihrem normalen Leben abtrennen?
Die Lust war im ganzen Körper zu spüren. Das Prickeln gab es also noch in ihr, das Feuer. All das rief er immer wieder hervor, schon deshalb, weil sie ihre Gedanken nicht zügeln konnte. Wollte sie auf die Erfüllung wirklich verzichten, oder riskierte sie ein Zuviel und setzte auf die falsche Karte?
Brauchte sie diese Phantasien, damit wieder Leidenschaft in ihrem Leben war? Nahm sie sich nicht etwas weg, wenn sie sich von diesen Gedanken zu befreien versuchte, zu ihrem eintönigen Alltag einfach zurück kehrte? War diese Versuchung das, was ihr Leben mit Glut versorgte, ihre Tage berauschte?
In diesen Bildern zu schwelgen schadete niemanden, warum sollte sie diese zurückweisen? Der Verstand ließ die Alarmglocken schrillen. Wenn sie sich diesem Werben hingab, dann war ein Damm geborchen, der sie bisher geschützt hatte. Würde sie ihn wieder reparieren können?
Ist die Sehnsucht nicht eine Sucht, die durch ihre Erfüllung zerstört, ernüchtert wird? Hinter der Sehnsucht zurück bleibt, neuem Sehnen Platz macht? Macht Sehnsucht süchtig nach dem Sehnen?
Das geht mir am A..... vorbei
Sie stand in ihrem begehbaren Schrank. Die Auswahl war enorm. Luise, im Bademantel, ließ ihre Augen über ihre Kleiderfülle gleiten. Ein Kleid? Oder lieber eine Hose? Nein, sie wollte sich als Frau präsentieren. Also Kleid oder Rock. Sie nahm die Kleider samt Bügel und hielt sie an ihren Körper. Wer hatte ihr dieses Kleid geschenkt?
Das Treffen war für sie lebensnotwendig. Sie musste schick angezogen sein. Entschied sich für einen roten Rock. Welche Bluse, oder doch lieber ein T-Shirt? Immer diese Entscheidungen. Sie nahm wieder eine Bluse nach der anderen von der Stange. Die eine war zu durchsichtig. Die andere zu groß gemustert. Seriös wollte sie erscheinen, aber nicht zu brav. Eine Seidenbluse, die ihren Körper sanft umspielte? Ja, die war perfekt.
Jetzt fehlte nur noch Schuhe und Handtasche. Luise ging zum Schuhschrank. Gehörten all diese Schuhe tatsächlich ihr? Wie hoch sollten die Absätze sein? Zu flach auf keinem Fall. Wo waren die Handtaschen? Sie fand ihre Lieblingstasche unter einem Berg Tücher. Handtasche und Schuhe im gleichen Ton, selbstverständlich.
Und nun schminken. Luise trug das Makeup sorgsam auf. Immer wieder überprüfte sie, ob der Lidschatten in Grün ihre Augen tatsächlich betonte. Wimperntusche wurde in drei Durchgängen aufgetragen. In ihrem Alter war etwas mehr Rouge erlaubt. Die Schminke sollte ihre Vorzüge hervorheben, aber heute durfte sie ein wenig übertreiben. Die dünnen Lippen wurden in ein kräftiges Rot getaucht. Immer wieder drückte sie ein Tuch zwischen ihre Lippen. Die Frisur saß noch akzeptabel. Sie hüllte sich in eine Parfümwolke.Perfekt!
In einer viertel Stunde musste sie in der Bank sein. Ihr blieben nur mehr fünf Minuten für die Fahrt. Ab ins Auto. Wo waren die Autoschlüssel? Sie rief sich ein Taxi.
"Ich habe um 15 Uhr einen Termin", flötete Luise der Sekretärin zu. "Wie ist ihr Name?", fragte die Angestellte zaghaft. "Luise Neumüller, Sie dummes Ding!" "Liebe Frau Neumüller, Sie haben keinen Termin in unserer Bank. Es tut mir leid. Der Leiter hat heute einen Auswärtstermin. Bitte kommen Sie morgen noch einmal."
"Sie, das geht mir am A.... vorbei, ob der heute da ist oder nicht", schrie Luise. "Ich brauche die 1000 Euro sofort, sonst verlässt mich mein Mann. Noch hat er nicht bemerkt, dass ich das Geld aus seiner Brieftasche genommen habe. Ich musste diese Schuhe unbedingt haben. Her mit dem Geld oder ich schreie!"
Einige Angestellte kamen aus ihren Büros. Der Bankleiter stürmte auf Luise zu und legte ihr beruhigend seinen Arm auf die Schulter. "Mutter, hast du deine Medikamente wieder nicht genommen?"
Zwei Frauen im Kaffeehaus
"Endlich haben wir wieder einmal Zeit in Ruhe miteinander zu reden."
"Ja, wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen."
"Endlich keine unaufgeräumte Küche im Hintergund."
"Genau, nichts zum Putzen und Abstauben."
"Dir bleibt doch auch die ganze Hausarbeit, oder?"
"Ja, der Martin hat zwei linke Hände. Und seine Mutter hat ihm nicht einmal das Staubsaugen gelernt. Geschweige denn abstauben oder Geschirr abwaschen."
"Und kochen tut er auch nicht, stimmst?"
"Wo denkst du hin. Grillen im Sommer. Aber da muss ich auch alles richten und er ist dann der Starkoch. Höchstens einmal den Geschirrspüler einräumen."
"Aber da räumt er eh alles so umständlich ein, dass du sowieso wieder alles umräume musst, stimmts?"
"Genau so ist es! Geht deiner mit dir einkaufen?"
"Einkaufen? Erinnere mich nicht an unseren letzten gemeinsamen Einkauf. Der Simon braucht unbedingt eine neue Jean!"
"Stimmts, er nimmt die erst beste! Am liebsten ohne probieren. Auf den Preis schaut er so wie so nicht."
"Ist der Martin auch so. Im erst besten Geschäft."
"Ein Wahnsinn diese Männer. Ich habe es ihm nicht erlaubt, dass er gleich die erste nimmt. Er hatte sie allerdings probiert, das muss ich sagen. Aber wie will er wissen, ob es nicht im nächsten Geschäft eine gibt, die ihm viel besser passt, die günstiger ist?"
"Schrecklich diese Männer. Nein, ich gehe viel lieber alleine einkaufen!"
"Ich auch! Komme ich heim, mit meinem Einkauf, will ich meine Sachen zeigen, über die ich mich so freue. Was macht er? Er schaut nicht einmal von seinem Handy auf, wenn ich sie ihm zeige!"
"Meiner auch. Das blöde Handy! Ist er endlich von der Arbeit zu Hause. Drückt er nur an seinem Handy herum."
"Ja und spricht kein Wort. Wenn ich mich beschwere, sagt er: Das nur noch schnell."
"Und das Fernsehen!"
"Ja genau Fernsehen. ER ist der Chef der Fernbedienung. Entweder Krimi oder Fußball!"
"Exakt! Dabei spielen sie eh so selten einen Liebesfilm. Die Pilcher Filme sind doch so schön. So unkomplizierte Liebesgeschichten. So schöne Naturaufnahmen. Was sagt Martin dazu? Da weiß man von vorneherein wer am Schluss wen bekommt. Und natürlich muss er mir das auch gleich mitteilen."
"Genau! Aber letzte Mal habe ich dem Simon auch gesagt: Ich weiß, wer der Mörder ist! Da war er angebissen.!
"Wenn ich uns so reden höre, sollten wir nicht doch eine Frauen WG gründen?"
"Wäre eine super Idee. Aber ehrlich. So ganz ohne Männer wäre das Leben auch fad. Irgendwie sind sie doch das Salz in der Suppe."
"Ja, aber manchmal ist die Suppe leider auch etwas versalzen!"
Das Ende?
Da lag er nun. Frisch operiertes Bein. Einzelzimmer. Er wollte noch rasch etwas aus dem Auto holen, war auf dem Eis ausgerutscht. Knöchelbruch. Für sechs Wochen fiel er in der Firma aus. War kein schlimmer Gedanke. Er war dort ständig unter Druck. Immer mehr leisten, immer mehr Stunden, ganz selbstverständlich. Die Jungen verausgabten sich, wollten die Karriereleiter schnell hoch steigen, viel verdienen. Und er?
Ja, das wollte er auch einmal. Er hatte eine Frau, zwei Kinder. Sie wollten ein eigenes Haus. Die Schulden so schnell als möglich abbezahlen. Oft kam er erst nach Hause, wenn die Kinder schon schliefen. Gudrun grantig, weil sie mit den Kindern allein zu Recht kommen musste.
Warum war ich so besessen von den Rückzahlungen? Ich war eingezwängt zwischen Familie und Firma. Der Chef forderte immer mehr und ich gab, kam ihm in den Sinn. An den Wochenenden versuchte ich ein guter Vater zu sein. Aber eigentlich wollte ich nur schlafen und meine Ruhe haben. Gudrun wollte etwas unternehmen. Immer öfter kriegten wir uns in die Haare.
Und heute? Liege ich alleine im Krankenhaus. Gudrun ist mit den Kindern im Haus geblieben. Ich verdiene gut, aber was habe ich davon? Die Kinder sehe ich alle zwei Wochen am Wochenende. Ich hätte sie so gern immer um mich. Wir telefonieren jeden Tag miteinander. Die Kinder kommen auch mit Freude zu mir.
Was ist aus meinem Traum, einer heilen Familie, einem großen Haus mit Garten, geworden?
Damals, als wir noch alle zusammen lebten, fühlte ich mich erdrückt von den Anforderungen, die von allen Seiten auf mich zukamen. Heute finde ich mein Leben oft sinnlos.
Sicher, die Kinder würden mich vermissen, ich sie auch. Gudrun hat wieder einen Neuen. Ich zahle meine Alimente, versuche die Wünsche meiner Kinder zu erfüllen. Ob sie auch noch zu mir kommen wollen, wenn sie erwachsen sind?
Eine neue Frau? In meinem Alter? Schwierig. Alle haben sie einen Rucksack mit. Eine Affäre, ja. Aber die ist meist anstrengend.
Jetzt hatte er sechs Wochen Zeit zum Nachdenken. Er würde alleine zu Hause zurechtkommen. Das Wort "alleine" schnürte ihm die Kehle zu. Das war doch nicht sein Lebenstraum!
Peter und ein Stern
„Das ewige Warten auf Weihnachten. Das ist soooo fad und öd!“, schreit Peter und haut mit der Faust auf seinen Schreibtisch. Er ist alleine zu Hause, Mama ist beim Zahnarzt. Ursula, seine Schwester, bei einer Freundin und Papa kommt sowieso erst zum Abendessen.
Er wollte heute mit Mama Kekse backen, aber die hat natürlich keine Zeit. Stefan, sein Freund muss zu Hause bleiben, weil er für die Schule lernen muss. Und ihm ist einfach nur fad!
Schön langsam wird es finster draußen. Peter weiß nicht, was er spielen soll. Gelangweilt stützt er sich mit beiden Armen auf das Fensterbrett. Der erste Stern setzt sich an den Himmel.
Fasziniert sieht Peter, wie er immer heller wird.
„Du hast es gut“, sagt Peter zu dem Stern. „Du kannst die ganze Welt von oben bestaunen. Ich muss hier in meinem Zimmer sitzen und mir ist sooo fad.“ Plötzlich spricht der Stern zu ihm. „Warum ist dir so fad?“, fragt er. „Ich sehe ganz viel Spielzeug in deinem Zimmer.“
„Spielen freut mich nicht. Immer diese Warterei“, beklagt sich Peter.
„Auf was wartest du?“, fragt der Stern. „Auf Mama, auf Ursula, auf Papa. Immer muss ich warten.“ „Immer?“
„Ja immer. Auf Weihnachten.“
„Wäre dir lieber Weihnachten wäre schon da?“ „Ja!“, ruft Peter, „dann hätte ich all die Sachen, die ich mir wünsche schon. Ich könnte spielen und mir wäre nicht so fad!“ „Aber morgen wären dann die Geschenke auch ausprobiert und dir wäre wieder fad, oder?“, fragt der Stern neugierig.
Peter denkt nach.
„Du hast recht“, gesteht Peter. „Aber was soll ich machen, wenn ich diese Warterei satt habe?“ „Du könntest dir etwas Lustiges oder eine Überraschung ausdenken?“
„Eine Überraschung? Meinst du für das Christkind?“ „Oder?“, fragt der Stern zurück.
„Meine Eltern, meine Schwester, meinst du die?“ „Zum Beispiel.“, antwortet der Stern.
„Meinst du jetzt, sofort oder später?“
Der Stern schweigt.
Peter springt auf und reißt seine Arme in die Höhe. „Ich hab`s. Ich bereite schon das Abendessen vor. Da werden sich alle drei freuen und werden staunen.“ „Gute Idee“, lächelt der Stern. „Danke kleiner Stern. Bist du morgen auch wieder da?“ „Ja, du kannst mich jeden Tag besuchen.“ „Das mache ich. Mit dir kann ich so gut reden und du hast so gute Ideen. Jetzt muss ich aber in die Küche, sonst bin ich nicht fertig, bevor sie alle kommen“, lacht Peter. „Tschüss!“ „Tschüss kleiner Freund!“, ruft der Stern und strahlt so hell er kann.